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Kirchenmusik-Studentin über Pop„Mehr als Pfadfinder mit Klampfen“

Seit 2015 kann man in Witten einen Bachelor in kirchlicher Popmusik machen. Kirchenmusik muss moderner werden, sagt die Studentin Henrieke Kuhn.

Bringen sie den Pop in die Kirche? Foto: dpa
Interview von Linda Rustemeier

taz: Frau Kuhn, wie kommt man darauf, kirchliche Popmusik zu studieren?

Henrieke Kuhn: Ich habe schon immer Musik gemacht und bin mit dem christlichen Glauben aufgewachsen. Nach dem Abi habe ich erst mal bei der „Stiftung Kreative Kirche“ ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht und von der Popakademie erfahren, die sich 2015 gerade in Kooperation mit der Stiftung gegründet hatte. Also hab ich mich beworben, und im ersten Anlauf hat es direkt ­geklappt. Wir sind der erste Jahrgang mit fünf Männern und vier Frauen.

Wie sieht das Verhältnis zu den Dozenten aus?

Da wir nur neun sind, ist es ziemlich familiär, und wir duzen uns. Die Dozenten fördern uns intensiv, wir bekommen viel Einzelunterricht.

Haben Sie Vorbilder?

taz auf dem Kirchentag

Auch in diesem Jahr hat die taz Panterstiftung junge NachwuchsjournalistInnen eingeladen. Sie werden für uns und für Sie auf täglich vier Sonderseiten sowie bei taz.de aus Berlin berichten. Mit unverstelltem Blick, stets neugierig und das Geschehen ernstnehmend. Das Team besteht aus: Korede Amojo, Malina Günzel, David Gutensohn, Edda Kruse Rosset, Lara Kühnle, Sami Rauscher, Tasnim Rödder und Linda Rustemeier. Unterstützend mitwirken werden die taz-Redakteure Philipp Gessler und Susanne Memarnia. Die redaktionelle Leitung übernehmen die taz-Redakteure Annabelle Seubert und Paul Wrusch.

Die taz ist zudem mit eigenen Ständen auf dem Kirchentag vertreten.

Zum Beispiel unsere Dozenten Michael Kunze, den Librettisten, und Dieter Falk, Komponist, die zusammen den „Pop Oratorium Luther Chor“ mit 3.000 SängerInnen leiten. Wir dürfen bei ihnen hinter die Kulissen schauen, haben teilweise sogar mitge­sungen.

Man wird immer neu zum Improvisieren aufgefordert. Sie leiten uns mit hilfreichen Tricks an, ohne sich zur Schau zu stellen. Außerdem finde ich Wolf Kodera und seine „Session Possible“-Reihe unglaublich inspirierend.

Was definiert christliche Popmusik?

Im Interview: 

19, aus Herford ist Studentin im zweiten Semester an der Evangelischen Popakademie in Witten (NRW). Infos unter www.ev-pop.de/

In der Kirche gibt es nicht nur Pfadfinder mit Klampfe, Pop wird zu etwas Normalem, ohne Klassik zu verdrängen. Ich finde es wichtig, nicht gegen klassische Kirchenmusik abgeneigt zu sein. Das Studienziel ist es, Gemeindebands zu professio­nalisieren, ihr Repertoire zu erweitern, mehr musikalische Möglichkeiten anzubieten und damit Menschen auch wegen der Musik zurück in die Kirche zu bringen.

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4 Kommentare

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  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    "Eine Musik, die jeden in die Flucht schlägt."

     

    Iwo - wer nach Takt drei noch nicht auf den Bäumen ist, hat doch immerhin Nerven bewiesen und sich für Höheres qualifiziert.

    Spaß beiseite, das was sie beschreiben scheint mir ein typisch deutsch-protestantisches Phänomen zu sein, ohne jede Entsprechung sonstwo auf der Welt.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Verrat mal was!;)

       

      Mein erstes Blech.

      Ein graues mit Wandfarbe überstrichenes "Waldhorrrn!";))

      Für um die Häuser kriegten "de Bengels" 'n Swutsch Eimer-Wasser -

      Überkopf.

      Da gings mit "Tochter Zion…" &

      Dem dunkelroten Buch im Kirchenbläserchor zwar ziviler zu.

      "St. James Infirmery Blues" by W.C. Handy - auf meiner ersten Veltiltrp.

      für 5 Mark von der Legende "Mücke S.

      Beschied der 1.Posaunist NDR-Bigband

      "Entweder du hörst sofort auf - oder du gehst nach Hause!"

      (der Grazer Rainer Glawischnig später

      "Ja. Das war ein echter Komisskopp!")

      Das ließ nicht lange auf sich warten!

      BlechHolzflute - sind mir aber geblieben. Das ja. &

      Witten¿ - Jau. Dess paschd scho.

      Ich tipp mal - "Improvisieren nach Zahlen." Frauman muß es nicht mögen.

      Pop - kannste überall drankritzeln - wa!

      • @Lowandorder:

        Upps - Dieter - klar heißt er -

        Immer Flupoe auf'm Zahn!

         

        Dem - auch - Posaunist verdank ich -

        1. Ansatz nach Donald S. Reinhardt's

        Pivot System -;) &

        2."Blech vs Holz¿ - laß dir nix erzählen!

        Wenn bei den trps. 'n Problem is -

        Geht der 1.Alto mal eben rüber &

        Bläst's ihnen auf seiner vor!

        Schlichter Quatsch!"

        Danke alte Hütte!;)

  • Wer mal in einem protestantischen "Popgottesdienst" gewesen ist, weiß, was hier produziert wird. Da mühen sich verzweifelte Gemeindekantoren, die von Bachmessen und Paul-Gerhard-Lobpreisungen Gottes musikalisch sozialisiert wurden, ihrem Tun einen "modernen" Anstrich zu geben. Das Resultat ist im Allgemeinen furchterregend. Instrumentierung, musikalische Struktur, Melodieführung und Harmonik passen sich "irgendwie" dem Mainstreampop der Gegenwart an. Aber Eigenes wird diese Musik nie hervorbringen, man hat immer das Gefühl, dass dieser "Sakralpop", so bombastisch und gefühlsselig er daherkommt, dem Evangelischen Gesangbuch nicht entkommt - und regelmäßig mit dem protestantischen Dur-Schlussakkord endet. Diese Musik ist schlechtestes Plagiat - und wird immer daran scheitern, dass ihre alleinige Existenzberechtigung es ist, keine autonome musikalische Ausdrucksform zu finden und zu praktizieren, sondern in Wort und Ton die Größe und Güte des imaginierten evangelischen Gottes zu feiern. Eine Musik, die jeden in die Flucht schlägt.