: Hausrat ökologisch korrekt versichert
Vorsorge Ein Start-up bietet faire und umweltfreundliche Alternativen zu konventionellen Hausrat-, Unfall und Haftpflichtpolicen an. Verbraucherschützer sind wegen fehlender Erfahrung zurückhaltend
Das Start-up vermittelt nicht nur Verträge, sondern gestaltet auch eigene Tarife, zu deren Konditionen Versicherungsunternehmen ihre Policen anbieten können. Die Firmen müssen einen Lizenzvertrag unterschreiben, der eine Anzahl von Positiv- und Negativkriterien bei der Wahl der Anlage auflistet. Klimaschutz und Chancengleichheit ohne Ansehen von zum Beispiel Geschlecht und sexueller Orientierung werden gewünscht, in Atomenergie und Rüstungskonzerne darf nicht investiert werden. Damit unterscheidet sich das Konzept von anderen Versicherungen, die zwar auch, aber nicht ausschließlich nachhaltigen Grundsätzen bei der Wahl ihrer Kapitalanlagen folgen. Oft hat lediglich ein Teil des Vertrages ökologische Klauseln beziehungsweise wird nur ein Teil der Beiträge nachhaltig angelegt.
Darüber hinaus sollen über das Start-up Versicherte im Schadensfall weitere Zuschüsse bekommen, wenn sie nachweisen können, dass das beschädigte Objekt durch ein ökologisches ersetzt wurde. Diese Idee ist allerdings nicht neu. Auch andere Versicherungsgesellschaften fördern ökologische Neuanschaffungen.
Noch ein Projekt gibt „Grün versichert“ einen ökologischen Anstrich: Für jeden über das Unternehmen abgeschlossenen Vertrag wird über WeForest in Meghalaya im Nordosten Indiens ein Baum gepflanzt. Das Start-up hat bisher ungefähr 3.000 Bäume in dieser Region gepflanzt.
Die meisten Policen werden von der NV-Versicherungsgesellschaft aus Neurharlingersiel angeboten. Doch neben den Produkten von „Grün versichert“ bietet die NV Gesellschaft auch normale Policen an, die keine ökologische Ausrichtung haben.
Nachhaltige Sachversicherungen anzubieten sei kein großes Unterfangen, erklärt Wolfgang Zdral von der Bayerischen Versicherungsgesellschaft. Sachversicherungen brauchen nicht so viel Kapital, um die Versicherungsleistungen zu finanzieren, wie zum Beispiel private Altersvorsorgen und Lebensversicherungen. Diese sind viel stärker auf zuverlässige Renditen angewiesen, um die Versicherungsleistungen auszahlen zu können. Ökologie und Ethik stehe bei diesen Versicherungen deshalb meist nicht im Vordergrund, weil ökologische Anlagen oft zu wenig Rendite bringen. Wichtig sei auch, wie transparent die Versicherungen bei der Wahl ihrer Anlagen sind.
Transparenz ist Pflicht
Informationen über die Anlagen der Beiträge sind für die Kund*innen der „Grün versichert“-Tarife, anders als bei herkömmlichen Policen, zugänglich. Jährlich müssen die Assekuranzen ihren Kund*innen der grünen Tarife restlos offenlegen, wo sie die eingezahlten Gelder investierten und ob alle Nachhaltigkeitskriterien erfüllt wurden.
Susanne Meunier, Finanzexpertin der Stiftung Warentest, zeigt sich dem neuen Versicherungsmakler skeptisch gegenüber. „Noch wissen wir nicht, ob auch wirklich drinsteckt, was draufsteht.“ Zudem seien Versicherungen eine komplexe Angelegenheit, die für die meisten Versicherten einen hohen Wert haben. Wird die Versicherung wirklich einmal gebraucht, spielt vor allem der Schadenersatz ein Rolle. Langfristig sei man auf die Erfahrungswerte von Kund*innen angewiesen. Yvonne Elfriede Hein
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