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„Eigentlich ein reiches Land“

FILM Zwei Filmabende in Hemelingen beschäftigen sich mit dem Thema „Armut in Deutschland“

Rahmi Tuncer

■ 51, ist Vorsitzender des Anatolischen Bildungs- und Beratungszentrums e.V. in Hemelingen.

taz: Herr Tuncer, warum veranstaltet das Anatolische Bildungs- und Beratungszentrum zwei Filmabende zum Thema „Armut in Deutschland“?

Rahmi Tuncer: Weil es in der Welt, in Europa und in Deutschland ein wachsendes Armutsproblem gibt. Auch in Bremen. Und hier, in Hemelingen, ist es doppelt so hoch wie im Rest der Stadt.

Betrifft Armut Menschen mit Migrationshintergrund besonders?

Ja, denn viele sind in den 80er- oder 90er-Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, haben nur eine schlechte oder keine anerkannte berufliche Qualifizierung und arbeiten in prekären Beschäftigungsverhältnisssen. Das heißt, dass sie aufstockende Hilfe vom Staat benötigen, obwohl sie in Vollzeit arbeiten gehen. Auch viele Ältere benötigen zusätzlich zu ihrer Rente Hilfe, weil sie sonst nicht über die Runden kämen.

Und die jüngeren Menschen?

Von denen kommen erfreulich wenige in unsere Beratungsstelle. Das kann heißen, dass sich die Situation bei ihnen verbessert hat – muss es aber nicht!

Richten sich die Filmabende denn speziell an Menschen mit Migrationshintergrund?

Nein, keineswegs. Auch, wenn die Kurzfilme, die wir nächste Woche zeigen werden, von türkischstämmigen Menschen handeln, sind die Abende für jeden interessant. Die Verarmungsprozesse, die wir in Deutschland beobachten können, betreffen längst alle Menschen – und das ist traurig, dennDeutschland ist ja eigentlich ein reiches Land.Interview: SIMONE SCHNASE

20 Uhr, Anatolisches Bildungs- und Beratungszentrum, Bultstraße 1

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