Vom Lageso zum LAF: Die neue Willkommenskultur
Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten, einst Lageso, ist umgezogen. Nun soll alles besser werden. Ein Ortsbesuch.
Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) ist umgezogen. Eigentlich keine große Sache, eine Behörde zieht um, so what? Doch bei diesem Pressetermin am Dienstag in der Charlottenburger Darwinstraße war der Andrang groß.
Kein Wunder, ist das Amt doch seit dem Flüchtlingsjahr 2015 – damals noch unter dem Namen Lageso – bundesweit bekannt als „Die schlechteste Behörde Deutschlands“ (Süddeutsche). Zudem hatte LAF-Chefin Claudia Langeheine kürzlich erklärt, der neue Standort sei „ganz auf die Bedürfnisse der Geflüchteten zugeschnitten“ und man habe sich bemüht, „ihren Aufenthalt im LAF so angenehm wie möglich zu gestalten“. Das macht neugierig.
Von den 580 LAF-MitarbeiterInnen ziehen bis Ende Juni rund 400 in die Darwinstraße. Etwa 100 davon sind zuständig für den „Leistungsbereich“, also Geflüchtete, die etwas vom Amt brauchen. Vorerst müssen Flüchtlinge dafür aber weiter zum ICC.
Zurzeit kümmert sich das LAF um rund 32.000 Geflüchtete im Asylverfahren. Pro Tag sprechen im ICC gut 1.000 Menschen vor, 500 bis 700 mit Termin. Ein LAF-Mitarbeiter im Leistungsbereich muss also pro Tag etwa 10 „Fälle“ bearbeiten. Neu ist, dass Teams von 10 bis 15 Mitarbeitern für dieselben Geflüchteten zuständig sind – bislang hatten Flüchtlinge jedes Mal mit neuen Mitarbeitern zu tun. sum
Was hat man also gelernt aus den katastrophalen Zuständen am alten Standort Turmstraße, wo im „Sommer der Willkommenskultur“ Tausende Geflüchtete in glühender Hitze tagelang draußen warten mussten, wo Menschen sich nachts in Schlangen anstellten, um vielleicht am nächsten Tag vorsprechen zu können? „Es gibt genügend Warteräume, sodass man nicht im Regen stehen muss“, erklärt Langeheine beim Rundgang. Etwa 1.100 Stühle seien im „Kundenbereich“ des Gebäudes in diversen Warteräumen verteilt.
„Angenehmer Aufenthalt“
Zum versprochenen „angenehmen Aufenthalt“ gehört für Langeheine aber auch die „Frische“ des Gebäudes, das in der Tat sehr neu und renoviert wirkt – und vor allem die „klare Struktur“ im Eingangsbereich. Der liegt interessanterweise am Hintereingang des Gebäudes, dort sollen die Flüchtlinge hineinkommen, während der Vordereingang ihr Ausgang sein soll, nur Mitarbeiter und Besucher dürfen dort hinein. Was schon ein wenig merkwürdig wirkt: So ganz König ist der „Kunde Flüchtling“ beim LAF dann wohl doch nicht.
Im Eingangsbereich mit zehn bis fünfzehn Schaltern findet jedenfalls die „qualifizierte Antragsannahme“ statt. Die sei ein wesentlicher Fortschritt in der Arbeitsorganisation, sagt Langeheine. Dort kann der Flüchtling nämlich, direkt nach dem Hereinkommen, sein Begehren vortragen und bekommt eine entsprechende Wartenummer – entweder als „Terminkunde“ oder als Kandidat für die „qualifizierte Antragsannahme“, die versucht, sein Anliegen möglichst sofort zu erledigen.
Wartezeit wird nicht erhoben
Bedauerlicherweise kann die LAF-Chefin nicht sagen, wie lange ein Geflüchteter im Schnitt warten muss, bis er seine Sachen beim Amt erledigt hat. Die Wartezeit werde „nicht erhoben“, so Langeheine. Was aber vielleicht nur Außenstehenden merkwürdig vorkommt bei einer Behörde, die mit sehr, sehr langen Wartezeiten bekannt wurde und dieses Manko nun beheben möchte.
Letzter Punkt der Stilkritik: Es gibt zwar einen Warteraum mit etwas Spielgerät für Kinder, Kaffee- und Snackautomaten gibt es allerdings nicht. Eine Kantine werde aber noch gebaut, verspricht Sascha Blum, der LAF-Umzugsmanager. Und dann ist man wieder raus aus dem schwarzen Kasten und holt tief Luft.
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