heute in bremen: „Vergessen ist die schlimmste Strafe“
Gedenken Am internationalen Roma-Tag gedenken Bremer Antifaschisten ermordeter Sinti und Roma
72, ist Mitglied des Landesvorstands des antifaschistischen Bundes VVN-BdA in Bremen.
taz: Herr Rosebrock, was ist der internationale Roma-Tag?
Heiner Rosebrock: Der internationale Roma-Tag soll daran erinnern, dass über die Roma seit Jahrhunderten schlecht gesprochen wird. Sie werden ausgegrenzt, drangsaliert und teilweise umgebracht. Die schlimmste Strafe, die jemandem angetan werden kann, ist, dass man ihn vergisst und das gilt für dieses ganze Volk! Über all die Vergehen an den Roma wird einfach nicht gesprochen. Und genau dagegen richtet sich der internationale Roma-Tag.
Warum fällt dieser ausgerechnet auf den 8. April?
Am 8. April 1971 haben sich die Roma das erste Mal dazu entschieden, einen internationalen Roma-Tag zu veranstalten. Dort wurde auch die internationale Roma-Union gegründet. Gerade nach dem zweiten Weltkrieg hat sich die Situation der Roma vor allem in Südosteuropa rapide verschlechtert. Das hat die Gründung einer Roma- Bürgerrechtsbewegung notwendig gemacht.
Warum treffen Sie sich heute am Schlachthof?
Am Schlachthof befindet sich eine Gedenktafel, die an die Deportation der Sinti und Roma zur Zeit des Nationalsozialismus erinnert.
Was planen Sie dort?
Meine Kollegin Siegrid Petrahn und ich möchten dort den Sinti und Roma, die von den Nationalsozialisten umgebracht wurden, gedenken. Dazu werden wir ein paar Blumen an der Gedenktafel niederlegen. Je nachdem, wie viele Menschen sich daran beteiligen, werden wir noch ein paar Worte dazu sagen. Die Idee, eine Gedenkaktion an diesem Tag zu veranstalten, ist spontan entstanden, während des letzten Vortrages im Begleitprogramm unserer Ausstellung über den mörderischen Antiziganismus gestern und heute. Für nächstes Jahr haben wir uns vorgenommen, diese Aktion im etwas größeren Rahmen durchzuführen.
Wie sieht die aktuelle Lage der Roma aus?
Die Diskriminierung von Roma hält weiter an, auch in Deutschland. Roma bekommen hier immer noch keine Aufenthaltsberechtigung, sondern werden in sogenannte sichere Herkunftsländer nach Südosteuropa abgeschoben. Doch die Bezeichnung „sicheres Herkunftsland“ ist nicht richtig. Roma leiden dort unter massiver Diskriminierung und Verfolgung. Gerade in Zeiten des Rechtsrucks, wie wir ihn in der ganzen Region und in Ungarn beobachten, verschlechtert sich die Situation der Roma immer weiter.
Interview Maximilian Schmidt
Gedenkfeier: 16 Uhr, Schlachthof, Findorffstraße 51
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