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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Heute gilt Georg Wilhelm Pabst als einer der bedeutendsten Regisseure des Kinos der Weimarer Republik, doch zeitgenössisch war seine Person stets Anfeindungen ausgesetzt: Für die politische Rechte war er der „rote Pabst“, dessen Pazifismus in einem Film wie „Westfront 1918“ als unerträglich erachtet wurde, während ihm die Linke vorwarf, durch einen Hang zur Kolportage die politischen und soziale Aussagen zu verwässern. Nicht selten kam es zum Streit mit Autoren literarischer Vorlagen, so auch mit Brecht über die Verfilmung der „Dreigroschenoper“ (1931): Der Dramatiker versuchte, Änderungen an seinem Stück gerichtlich verbieten zu lassen. Dabei ist die antibourgeoise Stoßrichtung des Musicals natürlich auch in der Filmversion spürbar: Die Sequenz der Hochzeit des Gangsters Mackie Messer mit der Diebin Polly Peachum stellt in ihrer Travestie gediegener Bürgerlichkeit ein satirisches Kabinettstück dar. Was Pabst aber ebenso sehr interessiert, ist eine suggestive Atmosphäre im fiktiven Soho, wo sich die Parabel um Mackies Leben und Wirken zuträgt: Eine sehr bewegliche Kamera erkundet heruntergekommene Gassen, verräucherte Spelunken und plüschige Bordelle (9. 4., 20 Uhr, Arsenal 2).

Ein gewisses Maß an Sozialrealismus hat auch der Schweizer Stop-Motion-Animationsfilm „Mein Leben als Zucchini“ von Claude Barras im Sinn. Alkohol- und Drogensucht der Eltern, Missbrauch, Mord und Selbstmord: Die Kinder, die in ein Heim kommen, haben in ihren Familien Schreckliches erlebt, werden jedoch von der liebevollen Fürsorge in ihrer Wohnstätte aufgefangen, einem Ort der Gemeinschaft und Sicherheit. Der attraktiv stilisierte Puppenfilm erzählt mit warmem Humor von Erinnerungen, die auch dann Erinnerungen bleiben, wenn sie nicht immer nur schön sind, von einem freundlichen Polizisten, der sich gut als Pflegevater eignen würde, und von den Versuchen der Kinder, ihre Freundin Camille bei ihnen zu behalten, als die zu ihrer garstigen Tante zurücksoll. Ein Kinderfilm nicht für die Allerkleinsten, aber ein tolles Werk für alle, denen man die entsprechende emotionale Intelligenz bereits zutraut (11. 4., 10 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Von Buster Keatons Filmen der 1920er Jahre ist der auf einem Theaterstück beruhende „Battling Butler“ (1926) wohl der am wenigsten dynamische. Aber er zeigt vor allem in den Szenen, in denen Buster als verwöhnter, blasierter Schnösel auftritt, welch exzellenter Schauspieler der Komiker war, der durchaus auch in ernsten Rollen hätte reüssieren können (8. 4., 24 Uhr, Babylon Mitte).

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