Nach dem Anschlag in London: Intensive Suche nach dem Motiv
Neun Verdächtige befinden sich nach dem Anschlag vom Mittwoch inzwischen in Polizeigewahrsam. Noch immer ist offen, ob der Täter allein handelte.
Die Festnahmen erfolgten den Angaben zufolge in Zentralengland und im Norden des Landes. Ermittler haben 21 Grundstücke in London, der zentralenglischen Stadt Birmingham und in Wales durchsucht. Rowley sagte, es seien 2.700 Gegenstände bei den Durchsuchungen beschlagnahmt worden, „darunter massive Mengen Computerdatenmaterial“. Zudem sei Kontakt zu 3.500 Augenzeugen hergestellt worden.
Der mutmaßliche Angreifer Khalid Masood soll am Mittwoch zunächst mit einem Auto auf der Westminster Bridge Passanten überfahren und anschließend einen Polizisten vor dem Parlament mit Messerstichen tödlich verletzt haben, bevor er erschossen wurde. Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte den Anschlag des 52-Jährigen für sich.
Nach Polizeiangaben wurden neben dem Polizeibeamten, der am Parlament starb, drei Zivilisten auf der Brücke getötet. Dabei handelte es sich um einen US-Amerikaner und zwei Briten. Zuletzt starb am Donnerstag im Krankenhaus ein 75-jähriger Mann aus dem Süden Londons. DAmit erhöhte sich die Zahl der Anschlagsopfer auf vier. Mehr als 50 Menschen verschiedener Nationalitäten wurden verletzt, 31 von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Rowley sagte, zwei Polizisten hätten sich erhebliche Verletzungen zugezogen. Auch zwei weitere Personen befinden sich in kritischem Zustand, eine davon ist lebensbedrohlich verletzt.
Gab es Unterstützer?
Der mutmaßliche Attentäter kam laut Polizei 1964 im Süden Englands als Adrian Russel Ajao zur Welt. Er hatte zuletzt in Birmingham gewohnt, wo mehrere Grundstücke von der Polizei durchsucht worden sind. Nach Polizeiangaben nutzte Masood mehrere andere Namen. Zudem wurde er zwischen 1983 und 2003 wegen Verstößen wie Körperverletzung und Besitz einer Angriffswaffe verurteilt.
Die Polizei glaubt, dass Masood alleine handelte. Doch untersuche sie, ob er „vollkommen alleine, inspiriert von terroristischer Propaganda handelte oder ob andere ihn ermutigt, unterstützt oder angeleitet haben“, sagte Rowley. Die neun Personen, die sich noch in Gewahrsam befinden, werden verdächtigt, Terrorakte vorbereitet zu haben. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hatte am Donnerstag den Anschlag für sich reklamiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört