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Israels Regierung für weitere NeubautenNeue Siedlung geplant

Das israelische Kabinett hat über den Bau einer komplett neuen Siedlung entschieden. UN-Generalsekretär António Guterres übt scharfe Kritik daran.

Donnerstag: verletzter Demonstrant bei Nablus Foto: reuters

Jerusalem taz | Ungeachtet der von US-Präsident Donald Trump geäußerten Bedenken gegen den Ausbau von Siedlungen im Westjordanland unternimmt Israels Regierung einen neuen Vorstoß in den besetzten Palästinenser­gebieten. Das Kabinett entschied in der Nacht zum Freitag über die Gründung einer komplett neuen Siedlung. Nach Informationen der Friedensorganisation Peace Now geht es um einen isoliert von anderen Siedlungen gelegenen Hügel mit dem Namen Geulat Zion. Dort soll die neue Heimat für die vor zwei Monaten aus dem wild errichteten Amona vertriebenen Israelis entstehen.

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Entscheidung, die den Frieden gefährde und die Zweistaatenlösung unterminiere. „Es gibt keinen Plan B für Israelis und Palästinenser“, warnte Guterres. Parallel zu Geulat Zion befürworteten die Minister die Ausschreibung von knapp 2.000 neuen Wohnungen in bereits bestehenden Siedlungen.

Angesichts der erkennbar harmonischen Beziehungen zwischen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und US-Präsident Donald Trump ist mit einer offenen Verurteilung der israelischen Baupläne von Seiten der USA nicht zu rechnen. Dennoch könnte die eigenständige Entscheidung in Jerusalem das gute Verhältnis zum ersten Mal trüben. Trump signalisierte Interesse daran, den Friedensprozess erneut in Gang zu bringen, und schickte vor zwei Wochen seinen Sonderbeauftragten Jason Greenblatt zu ersten Beratungen mit den beiden Konfliktparteien nach Ramallah und Jerusalem.

Zudem steht die Reise von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nach Washington bevor. Abbas zeigte sich bereit zu neuen Verhandlungen, er betrachtet jedoch den Siedlungsbau als größtes Hindernis für die offiziell von beiden Seiten nach wie vor angestrebte Zweistaatenlösung.

Die Entscheidung für eine neue Siedlung zeige, dass „Israel es darauf anlegt, seine illegalen Siedler zu beschwichtigen, anstatt die Anforderungen für Stabilität und einen gerechten Frieden zu erfüllen“, kommentierte Hanan Aschrawi, Mitglied im Exekutivrat der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation). Israels Regierung hat über zwei Jahrzehnte lang vermieden, neue Siedlungen zu gründen, abgesehen von der rückwirkenden Legalisierung von insgesamt drei wild errichteten „Siedlungsvorposten“. Laut der liberalen Tageszeitung Ha’aretz herrsche unter den Ministern Unklarheit über eventuelle Vorgaben der US-Regierung. Trump, der anfangs Sympathie für die Siedlerbewegung signalisierte und mit David Friedman einen großzügigen Befürworter der Siedlung Beit El zum Botschafter ernannte, sorgte mit der Feststellung für Verwirrung, der Ausbau der Siedlungen sei „wenig hilfreich“.

Bei der Kabinettssitzung am Donnerstag soll Netanjahu eine „Politik der begrenzten Neubauten“ in Aussicht gestellt haben, berichtet Ha’aretz unter Berufung auf anonyme Teilnehmer der Debatte. Demnach soll „fast ausschließlich“ auf Land gebaut werden, das für diesen Zweck „in Gegenden bereits existierender Siedlungen entwickelt wurde“. Nach Informationen von Peace Now plant die israelische Regierung indes, weitere Gebiete im Westjordanland offiziell als „Staatsland“ zu deklarieren, um drei zusätzliche wild errichtete „Vorposten“ zu legalisieren.

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10 Kommentare

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  • Kommentar entfernt. Bitte verzichten Sie auf undifferenzierte Pauschalisierungen. Danke, die Moderation

  • Prof.Dr. Sumaya Farhat-Nasers erstes Buch "Thymian und Steine" verschenke ich gerne an junge Leute ab 15 Jahre im Bekannten- und Freundeskreis.

    Auch empfehlenswert für Jüngere "Der Junge im gestreiften Pyjama". Eine Geschichte - 3. Reich - mit einem entsetzlichen Ende. Trotzdem das, was man 'lehrreich' nennt.

  • 60 Jahre Israel - Null Jahre Palastina.

     

    Wäre die BRD 60 Jahre mit dem Slogan: "Dreigeteilt - Niemals" aus allen Friedensinitiativen ausgestiegen wäre, dann hätte es in EUROPA den 3. WELTKRIEG gegeben.

    Deutschland gäbe es heute nicht mehr.

    Darum kann es im Nahen Osten nur eine 2 Staaten Lösung geben und eine Wiedergutmachung für die zerstörten Häuser im Westjordanland.

    • @Johannes Spark:

      Bin überrascht über Ihren Kommentar. Danke.

      Sie erinnern sich an Air Land Battle - Broschüren des Pahl-Rugenstein-Verlags ?

  • "Unser Volk braucht Raum!" Fast denkt man Netanjahu würde demnächst dieser Satz über die Lippen kommen.

    Da sagt ein israelisches Gericht das eine Siedlung illegal war, sie wird geräumt. Und damit die gläubigen Fanatiker nicht meckern, bekommen sie eine neue Siedlung die dann "legal" ist.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Sind es nicht solche Nachrichten, die einen beinahe die Beherrschung verlieren lassen?

    • @571 (Profil gelöscht):

      Als Netanyahu zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts gewählt worden war, sagte ich einem Freund beim Abendessen "... die nächste Intifada bahnt sich an ..."

      Es tut einfach weh, weil man nichts, aber auch gar nichts ändern kann.

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Dieser Artikel ist genauso wenig informativ, wie die sonstigen Artikel in der Deutschen Presse. Tatsache ist, dass der Siedlungsbau gemäß den für uns und auch für Israel geltenden Gesetzen seit Jahrzehnten ein Verbrechen ist, welches mit Menschenrechtsverbrechen und übler mörderischer Gewalt durchgesetzt wird. So hat es unser Gericht auf Grundlage der Gesetze bewertet und erklärt!

    (Ab S9 http://www.icj-cij.org/docket/files/131/1677.pdf)

     

    Der IGH, das oberste Gericht in diesen Angelegenheiten, unser(!) Gericht, hat glasklar ausgesprochen, dass Israel für die Raub- und Zerstörungsverbrechen in dem Gebiet, welches den Gesetzen nach hinter der Grünen Linie Palästina zusteht, Reparationspflichtig ist.

     

    Mit anderen Worten beschrieben, betreibt der Israelische Staat gemäß geltenden Gesetzen seit Jahrzehnten mörderische staatlich organisierte Raubkriminalität an Palästinensern. Angemessene Vergleiche werden in Kommentaren zensiert!

     

    Es ist ärgerlich, wenn selbst linke, vorgeblich den Menschenrechten verpflichtende Medien ihren Lesern Informationen über die Gesetzeslage und die Bewertung unseres Gerichtes verweigern. Noch schlimmer ist, dass nicht nur Informationen verweigert werden, sondern statt dessen Erläuterungen und Propaganda der der Raubverbrecher unfangreich verbreitet werden, so dass den Leser vorgetäuscht wird, dass Gerichtsbestätigte üble Menschenrechtsverbrechen Israels keine seien.

     

    Zu beachten ist aber, dass die Palästinenser nicht mehr lange auf das erst 2013 gewonnene Recht verzichten werden, die üblen Verbrecher aus Israels Regierungen (nethanjahu, Olmert ...) für ihre Siedlungsverbrechen anzuklagen, nachdem mit dem Mauergutachten der Tatbestand juristisch klar ist.

     

    Spätestens dann wird klar werden, wer hier Teil der Propaganda war, die die Deutsche Unterstützung für diese Verbrechen getragen hat.

  • Warum wird hier, wie auch in allen anderen Mainstream Medien (MsM) von einer israelischen Siedlung geschrieben? Und wie kann die Knesset in Israel über ein staatsfremdes Territorium eine Entscheidung fallen? Und welchen Unterschied macht es schon, ob die illegale Landnahme durch Israel im vorfeld oder im nachhinein beschlossen wird? Von einer Genehmigung kann überhaupt nicht die Rede sein, will man keine Sachverhaltsverfälschung betreiben. Oder, kann ein Bankräuber sich einen Bankraub genehmigen? Freilich nicht.

     

    Als im Jahr 2014 irgendwelche Österreicher behaupteten, sie wären über die österreichische Seite auf unsere Bay. Zugspitze gestiegen und hätten einen Quadratmeter unser Zugspitze entwendet, rückten sofort unsere bayrischen Gebirgsjäger unterstützt vom Landeskriminalamt aus, um die mutmaßlichen Kriminellen dingfest zu machen. Es ging wohlgemerkt, um einen Quadratmeter.

     

    Was das Strafrecht für den Bürger ist, ist das Völkerrecht für Staaten. Israel wurde so häufig wie kein anderer Staat, zuletzt in der UNO Resolution Nr. 2334 vom 23.12.2016 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Vergehen gegen das Völkerrecht verurteilt.

    Es kann nicht den geringsten Zweifel mehr geben, um Siedlungen handelt es sich nicht, sondern um eindeutige illegale Landnahmen. Staat Siedlungen sollte aus meiner Sicht, die Begrifflichkeit Landraubposten Verwendung finden. Alles andere verfäscht die Tatsachen.

    • @Nico Frank:

      landraubposten gefällt mir. klingt zwar etwas umständlich,trifft es aber. zumal von solchen posten regelmäßig weiterer landraub ausgeht.