Malene Gürgen lobt, wie sich Hertha gegen einen Rechtsaußen verteidigt: Der AfD die Bockwurst verweigern
Manchmal ist es gar nicht so einfach, mit der AfD umzugehen: Schenkt man ihr Beachtung, macht man sich schnell zum Steigbügelhalter der aufmerksamkeitssüchtigen Rechtspopulisten; ignoriert man sie, kann das zur Normalisierung der Partei inklusive ihrer menschenfeindlichen Positionen beitragen.
Manchmal aber ist es auch ganz leicht: Weil sich die AfD-Fraktion weiterhin weigert, ein am Samstag nach dem Herthasieg gegen Dortmund auf Twitter veröffentlichtes Foto zu löschen, das Herthaspieler Marvin Plattenhardt mit dem AfD-Abgeordneten Frank Scheermesser zeigt, hat der Verein vor dem Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen die AfD erwirkt. Sollte deren Fraktion den Tweet nicht löschen, wird somit ein Ordnungsgeld fällig. Plattenhardt, der sich seit Jahren gegen Rassismus engagiert, hatte sich empört von dem Bild distanziert: Er habe keine Ahnung gehabt, wer sich mit ihm fotografieren ließ.
Das Foto sei eine Aktion „ohne politische Hintergedanken“ gewesen, hatte wiederum Scheermesser behauptet. In eine ähnliche Kerbe schlug die AfD-Fraktion, indem sie bemängelte, „harmlose Fotos von demokratischen Volksvertretern mit Sportlern“ erzeugten mehr Interesse als „das Staatsversagen von Rot-Rot-Grün“.
Scheermesser hatte offenbar vor, sich als harmloser Fußballzuschauer bei den Herthafans anzukumpeln – die AfD, eine nette Partei von nebenan, mit der man bei Bier und Bockwurst den Weißblauen zujubelt und der man dann auch zuhört, wenn sie nicht über Fußball spricht. Aus Sicht der AfD eine erfolgversprechende Strategie, gegen die der Verein jetzt genau das richtige Mittel gewählt hat: Mit dem Gang vors Gericht macht Hertha unmissverständlich klar, dass es sich hier eben nicht um eine kleine Streiterei unter Freunden handelt. Mit der AfD spielt man nicht – das gilt auch fürs Olympiastadion.
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