: Der Versenker
LEGENDÄR Dirk Nowitzki erzielt seinen 30.000. Punkt in derNBA und ist damit sechstbester Werfer der US-Basketballliga
von Thomas Winkler
Es waren noch 10 Minuten und 58 Sekunden zu spielen in der ersten Halbzeit der Partie der Dallas Mavericks gegen die Los Angeles Lakers, da verwandelte Dirk Nowitzki einen Wurf aus der Mitteldistanz. Ein Routinewurf, der gerade mal zwei Punkte wert war, aber das waren zwei Punkte mit historischen Dimensionen. Die Zuschauer in Dallas erhoben sich zu einer Standing Ovation, die Mitspieler klopften ihm auf die Schulter und NBA-Chef Adam Silver gratulierte „zu einem weiteren Meilenstein, der Dirks Status als einen der besten NBA-Spieler aller Zeiten zementiert“. Die zwei schnöden Zähler waren genau jene zwei Zähler, die Nowitzki noch fehlten zu insgesamt 30.000 Punkten, die er in der NBA erzielt hat.
30.000, das ist erst einmal nur eine Zahl. Sicherlich eine imponierende, aber wirklich beeindruckend wird diese nüchterne Zahl erst, wenn man weiß, dass der Deutsche gerade mal der sechste Basketballspieler ist, der 30.000 Punkte in der besten Basketballliga der Welt sammeln konnte. Die anderen fünf waren Kareem Abdul-Jabbar, Wilt Chamberlain, Karl Malone, Kobe Bryant und, ach ja, ein gewisser Michael Jordan.
Der Punktesammler: Dirk Nowitzki spielt seine 19. Saison in der Basketball-Profiliga NBA, immer im Trikot der Dallas Mavericks. 10.000 Punkte hatte Power Forward Nowitzki am 18. Januar 2005 erreicht, 20.000 am 13. Januar 2010.
1. Abdul-Jabbar 38.387 Punkte
2. Karl Malone 36.928
3. Kobe Bryant 33.643
4. Michael Jordan 32.292
5. Wilt Chamberlain 31.419
6. Dirk Nowitzki* 30.005
7. Shaquille O’Neal 28.596
8. LeBron James* 28.316
9. Moses Malone 27.409
10. Elvin Hayes 27.313
* diese Spieler sind noch aktiv
Das sind fünf Namen, die zu den allergrößten gehören, die diesen Sport ausgeübt haben, Legenden. Zu diesen Legenden gehört auch Nowitzki. Allerdings nicht erst, seit er die Schallmauer von 30.000 Punkten durchbrochen hat. Denn tatsächlich ist es ja so, dass Nowitzkis Einzigartigkeit, seine Verdienste um den Basketball, in dem Land, in dem das Spiel erfunden wurde und sich zu einem Multimilliardenbusiness entwickelt hat, entschieden enthusiastischer gewürdigt werden als in seiner Heimat. In Deutschland wird Nowitzki – auch trotz des Sportler-des-Jahres-Titels 2011 oder dem Fahnenträgerjob bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking – immer noch als eher exotische Erscheinung wahrgenommen. Dem deutschen Publikum, so scheint es manchmal, ist der mittlerweile 38-Jährige immer noch der ungelenke, schmale Junge aus Würzburg, der es in der Fremde zu einer gewissen Größe in einer suspekten Nischensportart gebracht hat.
Ganz anders in den USA: Dort ist Nowitzki nicht nur ein geschätzter Sportler, er ist längst zu einer lebenden Legende geworden. Wenn jemand von „Dirk“ spricht, weiß der andere sofort, wer gemeint ist. Den Experten gilt Nowitzi als jemand, der den Basketballsport revolutioniert hat, weil er Trainer davon überzeugte, dass große Spieler zu mehr taugen, als nur unter dem Korb zu wühlen. Seit Nowitzki dürfen sich auch Center von der Drei-Punkte-Linie versuchen. Bereits jetzt steht fest, dass in Dallas, wo er seine gesamte NBA-Karriere verbracht hat, eine Statue vorm Stadion der Mavericks errichtet wird, wenn Nowitzki beschlossen hat, die Basketballschuhe in den Schrank zu stellen und sich nur noch seiner Familie zu widmen.
Sogar ein Basketballwurf ist nach dem Deutschen benannt: „The Dirk“ steht für ein „one-legged fadeaway“. Dieser von einem Bein abgesprungene Wurf, bei dem sich der Schütze in der Luft dreht und während der Aktion nach hinten fällt, widerspricht allen Lehrbüchern, ist aber auch kaum zu verteidigen. Längst ist Nowitzkis Erfindung von anderen Superstars adaptiert worden: Kevin Durant oder LeBron James verwenden mittlerweile regelmäßig „The Dirk“.
LeBron James war denn auch einer der ersten, der Nowitzki gratulierte. Der aktuell wohl beste Basketballer der Welt unterbrach extra das Abendessen mit der Familie, um einen kleinen Film aufzunehmen und ins Netz zu stellen: „Gratulation“, sagt James, während hinter ihm auf einem Riesenbildschirm gerade Nowitzkis historische Momente zu sehen sind. „Diesen Augenblick durfte ich auf keinen Fall verpassen. Hoffentlich werde ich irgendwann einmal dasselbe schaffen.“
Auch sein Nachfolger als herausragender deutscher Basketballer beglückwünschte Nowitzki: „True legend!“, twitterte Dennis Schröder. Dem Aufbauspieler der Atlanta Hawks fehlen noch 27.084 Punkte, bis auch er in den 30.000er-Club der Legenden aufgenommen wird.
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