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USA Der neue US-Präsident dementiert Chaos und wundert sich zugleich, woher die Medien das wissenTrump: Ich bin der Beste

Blond vor Gold: Donald Trump bei seiner Pressekonferenz Foto: ap

Von Bernd Pickert

BERLIN taz | Die Pressekonferenz, zu der die US-Hauptstadtkorrespon­den­ten am Donnerstag kurzfristig ins Weiße Haus geladen wurden, hatte ein offi­ziel­les Thema und ein tatsächliches. Offiziell ging es um die Bekanntgabe eines neuen Kandidaten für den Posten des Arbeitsministers. Tatsächlich ging es Donald Trump darum, so viel Fernsehzeit wie möglich zu ergattern, um nach der schlechtesten Woche seiner ersten 28 Tage im Amt wieder in die öffentliche Offensive zu gehen.

Wirkliche Nachrichten hatte Trump kaum zu verkünden. Nachdem der als Arbeitsminister vorgesehene Fastfoodkettenchef Andrew Puzder am Mittwoch seine Kandidatur zurückgezogen hatte, soll jetzt der Jurist Alexander Acosta an die Spitze des Ministeriums aufrücken. Der aktuelle Dekan des Florida International University College of Law hat an verschiedenen Staatsanwaltschaften gearbeitet. Unter George W. Bush gehörte er von 2002 bis 2003 dem National Labor Relations Board an, einer unabhängigen Regierungsbehörde, die über die Einhaltung von Arbeitsrechten wacht. Im Unterschied zum umstrittenen Puzder dürfte Acostas Bestätigung im Senat vermutlich kein Problem werden.

Weitere Nachricht: Trump will zwar weiter versuchen, sein ursprüngliches Dekret zum Einreisestopp für Menschen aus sieben überwiegend islamischen Ländern vor Gericht zu verteidigen. Aber offenbar glaubt er selbst nicht an den Erfolg und will „Anfang bis Mitte kommender Woche“ ein neues Dekret vorlegen, das dann der Überprüfung standhalten soll.

Um das zu verkünden, hätte eine Viertelstunde gereicht. Tatsächlich aber hielt Trump eine Pressekonferenz von 77 Minuten, die selbst nach Ansicht einiger konservativer Kommentatoren zum Bizarrsten gehörte, was sie selbst mit Trump je erlebt hatten.

Trump erklärte, keine Regierung hätte jemals in ihren ersten vier Wochen so viel bewegt wie die seine. Das Weiße Haus sei nicht, wie die „sehr unehrlichen“ Medien berichteten, ein großes Chaos, sondern laufe „wie eine gut eingestellte Maschine“. Sein Wahlsieg mit 306 Wahlleuten sei der größte seit dem Ronald Reagans. Als ihn ein Reporter darauf hinwies, dass sowohl George H. W. Bush als auch Bill Clinton und Barack Obama wesentlich mehr Wahlleute eingesammelt hatten, sagte Trump, er wisse auch nicht, er habe die Information irgendwo gesehen. Nächste Frage.

Die meiste Zeit verwendete Trump darauf, die Medien zu beschimpfen. Die Berichterstattung über die Kontakte des gefeuerten Nationalen Sicherheitsberaters Michael Flynn oder des Trump-Wahlkampfteams zu russischen Stellen seien „Fake News“.

„Plötzlich bekommen alle genau mit, was da passiert ist. Woher bekommt die Presse diese vertraulichen Informationen?

US-Präsident Donald Trump

Allerdings ärgerte sich Trump sehr darüber, wie geheime Informationen aus seiner Regierung an die Medien gerieten. Das seien „kriminelle Leaks“, sagte Trump. Die Leaks seien real, die daraus entstehenden Berichte aber alle frei erfunden.

Wie das zusammengehen könnte, sagte er nicht, bestätigte aber aus Versehen die Richtigkeit der Berichterstattung. Denn als Beispiel dafür, wie unverantwortlich mit vertraulichen Informationen umgegangen werde, nannte er sein Telefongespräch Anfang Februar mit dem australischen Ministerpräsidenten. In den Medien war nachzulesen, Trump habe das Gespräch mit einem der engsten Verbündeten der USA, in dem es unter anderem um Flüchtlingspolitik ging, nach kurzer Zeit einfach abgebrochen und aufgelegt. Die Berichte bezeichnete Trump seinerzeit als komplett erlogen. Jetzt sagte er wörtlich: „Plötzlich bekommen alle ganz genau mit, was da passiert ist.“ Und er fragt sich: „Woher bekommt die Presse diese vertraulichen Informationen? Wie machen sie das?“

Am Samstag will Trump eine „Wahlkampf“-Veranstaltung in Orlando, Florida, abhalten. Dort soll es nur Jubel von Anhängern geben. Keine lästigen Journalistenfragen.

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