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heute in Bremen„Enormes Kreativpotenzial“

Gründung Die Partei „Bündnis Grundeinkommen“ gründet einen bremischen Landesverband

Gerhard Dick

63, ist Meeresphysiker und hat lange als Unternehmensberater gearbeitet. Heute ist er arbeitslos und engagiert sich neben der Parteiarbeit für die Flüchtlingshilfe.

taz: Herr Dick, warum hat das Grundeinkommen eine eigene Partei?

Gerhard Dick: Wir wünschen uns einen gesellschaftlichen Diskurs zum Grundeinkommen. So wie wir uns vor 30 Jahren um die Umwelt gekümmert haben, setzen wir uns nun für eine humane Gesellschaft ein. Heute haben alle den Umweltgedanken im Kopf – das wollen wir für das bedingungslose Grundeinkommen erreichen. Dafür braucht es eine Interessensgruppe, die das Thema bundesweit auf die Agenda setzt – die erste Etappe ist die Bundestagswahl im September.

Warum ist das wichtig?

Wir befinden uns im gesellschaftlichen Umschwung. Viele Studien und Analysen besagen, dass durch die Digitalisierung und Industrie 4.0 mehrere Millionen Arbeitsplätze verloren gehen werden. Die Effizienz steigert sich und Roboter ersetzen Arbeiter. Dies muss durch ein Grundeinkommen aufgefangen werden, das alle gleichermaßen einschließt. So ergibt sich ein enormes Kreativpotenzial.

Wie soll das gehen?

Ein Grundeinkommen soll erstens für alle die Existenz sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, zweitens einen individuellen Rechtsanspruch beinhalten, drittens ohne Bedürftigkeitsprüfung und viertens ohne Arbeitszwang gezahlt werden.

Ist es fair, wenn ein Milliardär die gleiche Summe bekommt wie ein Friseur?

Warum sollte der Milliardär nicht Milliardär bleiben dürfen? Warum soll er nicht als Individuum genau so behandelt werden wie alle anderen auch?

Warum überhaupt arbeiten, wenn man auch für nichts 1.000 Euro bekommt?

Ein Bruchteil der Bevölkerung wird auch weiterhin nicht arbeiten, weil er nicht will. Das gab es schon immer. Uns geht es um die anderen 95 Prozent, die Lust haben, sich sinnvoll in die Gesellschaft einzubringen.

Und wer macht dann die Drecksarbeit?

Drecksarbeit heißt so, weil sie niemand machen will. Mit Grundeinkommen hat etwa eine Putzkraft eine andere Position gegenüber ihrem Chef. Die Bezahlung hängt nicht mehr vom Mindestlohn ab, sondern vom Verhandlungsgeschick und steigt. Das finde ich fair. gjo

18 Uhr, Bürgerhaus Weserterrassen

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