: Sechs Jahre Gefängnis fürSafia S.
MESSER-ATTACKE
Die Strafe solle sich „allein am Erziehungsauftrag“ orientieren, sagt Oberstaatsanwalt Simon Henrichs: Sechs Jahre Gefängnis hat er als Vertreter der Bundesanwaltschaft für Safia S. gefordert – und zu einer solchen Jugendhaft hat das Oberlandesgericht Celle die 16-Jährige am Donnerstag wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung auch verurteilt.
Der Staatsschutzsenat sah es als erwiesen an, dass Safia S. als IS-Sympathisantin einen Bundespolizisten am 26. Februar „nicht nur verletzen, sondern auch töten“ wollte. In Hannovers Hauptbahnhof war die Jugendliche einer Polizeistreife so lange hinterhergelaufen, bis sie kontrolliert wurde. Dann zog Safia S. unvermittelt ein Messer, stieß es einem Beamten fünf Zentimeter tief in den Hals.
Vorausgegangen war eine lange Radikalisierung: Videos zeigen, wie das Mädchen schon 2008 mit dem radikalen Salafistenprediger Pierre Vogel Koranverse zitiert. Für den Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo äußerte die einstige Klassensprecherin des Hannoveraner Käthe-Kollwittz-Gymnasiums Verständnis. Danach soll Safia S. versucht haben, sich dem IS in Syrien anzuschließen – allerdings gelang es ihrer in Marokko geborenen, strenggläubigen Mutter, die Jugendliche in Istanbul abzufangen.
Chatprotokolle auf ihrem Telefon belegen nach Ansicht des Gerichts, dass eine IS-Instrukteurin namens „Leyla“ Safia S.detailliert vorgeschrieben hatte, wie die Messerattacke ablaufen sollte. Der Verteidiger der Jugendlichen, Mutlu Günal, bezweifelt allerdings deren Verwertbarkeit, kündigte bereits Revision an – schließlich sei das Handy ohne richterliche Anweisung eingezogen worden.
„Viel zu hart“ sei das Urteil, findet Günal: Safia S. sei nicht mehr radikal, habe sich mehrfach bei ihrem Opfer entschuldigt. Bundesanwalt Henrichs hält die Strafe dagegen für gerechtfertigt: Nach langer Indoktrination seien sechs Jahre gerade ausreichend, um Safia S. „auf ein straffreies Leben vorzubereiten“. wyp
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