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Zwei Drittel der Biogasanlagen mangelhaft

Energiewende Sonderüberwachung in Schleswig-Holstein. Minister Habeck (Grüne) will künftig enger kontrollieren. Branchenverband schult Betreiber nach

Sie verursachen Lärm, Geruch oder sind anders gebaut als geplant: In der Vergangenheit gab es bundesweit immer wieder Mängel an Biogasanlagen. Ende 2016 wurden in Schleswig-Holstein in einer Sonderüberwachungsaktion 21 Biogasanlagen überprüft. Die Anlagen sollten einen repräsentativen Querschnitt darstellen. Die Ergebnisse geben laut Umweltministerium Anlass zur Sorge: Zwei Drittel der geprüften Anlagen wiesen demnach Mängel auf.

Bei einigen Anlagen gab es nur kleinere Beanstandungen, etwa weil Leitungspläne fehlten oder Sachverständigenberichte nicht aktuell waren. Aber auch schwerwiegende Mängel wurden festgestellt wie Gewässerverunreinigungen und undichte Stellen, durch die Methan entweichen kann.

„Man kann natürlich nicht alle Anlagen über einen Kamm scheren“, sagte Minister Robert Habeck (Grüne). „Es gibt auch vorbildlich betriebene Anlagen.“ Die Ergebnisse der Überwachungsaktion bestätigten jedoch die Dringlichkeit engmaschiger Kontrollen. Die Erkenntnisse sollen nun in eine optimierte Regelüberwachung einbezogen werden. Habeck kündigte an, das Personal aufzustocken. „Da ist dringender Handlungsbedarf“, sagte er.

Eine Sprecherin des Fachverbands Biogas sagte, oft würden nur kleinere Mängel festgestellt, die eine Anlage nicht unsicher machten. Dennoch sei der Schulungsbedarf erkannt und vor etwa drei Jahren ein Schulungsverbund eingerichtet worden. Bundesweit hätten sich bisher rund 4.000 Betreiber schulen lassen, um ihre Anlagen sicherer zu machen und Mängel zu erkennen. „Da findet tatsächlich auch ein Umdenken statt“, sagte sie.

Unterdessen ist die Nachfrage nach Biogasanlagen deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr wurden in Schleswig-Holstein nur zwei neue Anlagen genehmigt, wie eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums sagte. (dpa)

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