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Kommentar Trumps Nato-KritikEinspruch, Mr. President!

Tobias Schulze
Kommentar von Tobias Schulze

Trump fordert Europa auf, mehr Geld für das Militär auszugeben. Aber das ist keine Lösung. Stattdessen sollte man die Mittel besser koordinieren.

Mehr Knete – mehr Detonationen … Foto: dpa

Z umindest eines macht Donald Trump in seinem Bild-Interview ganz deutlich: Wenn es nach ihm geht, geben die Europäer in Zukunft mehr Geld fürs Militär aus. Wie schon im Wahlkampf klagte der designierte US-Präsident auch in seinem ersten Interview mit einer deutschen Zeitung darüber, dass nur wenige Nato-Mitglieder die eigentlich vereinbarten zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung ausgeben. Auch Deutschland verfehlt diesen Richtwert, und dabei wird es hoffentlich bleiben – Trump hin oder her.

Im aktuellen Haushalt sind 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Militärausgaben vorgesehen. Um die 2 Prozent zu erreichen, müsste der Wehretat um mehr als 20 Milliarden Euro steigen. Selbst wenn die Bundesregierung wirklich wollte: Von heute auf morgen könnte sie diesen Betrag überhaupt nicht aufbringen, ohne in anderen Ressorts riesige Lücken zu reißen.

Was sie stattdessen tun kann: dafür eintreten, dass die Nato-Staaten künftig mit den schon heute verfügbaren Mitteln effektiver umgehen. Die Europäer stecken bereits enorme Beträge in ihre Armeen, insgesamt stellen die EU-Staaten sogar mehr Soldaten als die US-Armee. Dass die Europäer ohne Beistand der Amerikaner nur begrenzt verteidigungsfähig wären, liegt auch daran, dass sie ihre Mittel nicht koordiniert einsetzen. Statt zum Beispiel einheitlich gleiche Waffensysteme einzukaufen, bestellt häufig jedes Land eigene Modelle – bei insgesamt höheren Kosten.

In der Bundesregierung und in Europa gibt es bereits Initiativen, daran etwas zu ändern. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat das Problem grundsätzlich erkannt. Gegenüber Donald Trump sollten die Europäer in Zukunft ebenfalls auf diesen Weg verweisen. Anstatt mehr Geld auszugeben, mit den verfügbaren Mitteln besser zu wirtschaften – der Vorteil dieser Variante müsste dem Geschäftsmann im Weißen Haus doch eigentlich einleuchten.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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19 Kommentare

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  • der frieden ist der ernstfall ...

     

    wer hat's gesagt ?

    gustav heinemann.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Trump fordert Europa auf, mehr Geld für das Militär auszugeben."

     

    Europa fordert Trump auf, mal für eine Weile seinen großen Mund zu halten und erst wieder zu öffnen, wenn er zuvor etwas gedacht hat.

    Besser für alle Beteiligten...

  • Um Nationen sollte es nie gehen

    nicht um die Verteidigung von Reichtum.

    Also nein zur Frontex.

     

    Aber im Gegenteil kann es sein, dass militärische Mittel erforderlich sind, um Massenmorde zu stoppen.

    Eine Diskussion, die ernsthaft und im Detail zu führen ist.

    Außerdem sollte soetwas ähnliches wie die UNO funktionieren.

    Ein Club der Diktatoren hilft nur der Einkesselung der Armen.

  • Der Hinweis auf Effizienzsteigerungspotentiale ist natürlich richtig.

    Allerdings ist zu bedenken, daß "Verteidigung" nun mal eine HOCHNATIONELE Angelegenheit ist, weshalb Nationen HÖCHST ungern dazu bereit sind, diesbezüglich HOHEITSrechte aufzugeben, sei dies auch noch so unökonomisch. Punkt 1.

    Punkt 2: Ganz unrecht hat Trumpf trotzdem nicht. Wenn man sich das Beispiel Bundeswehr anschaut, wird offensichtlich, daß der durch und durch marode Ausrüstungszustand der BW mit VerteidigungsBEREITSCHAFT herzlich wenig zu tun hat. So gut wie kein Waffensystem funktioniert richtig und von vielen Waffensystemen sind nicht mal 50 % einsatzfähig. Das ist schlicht skandalös, nicht nur aber auch den Soldaten gegenüber.

    Punkt 3: Der WICHTIGSTE PUNKT!

    Daß sich unsere Soldaten in beschämender Weise gerade von linken Spinnern und Wirrköpfen als "Mörder" und was nicht alles beschimpfen und beleidigen lassen müssen, ist schlicht skandalös und muß künftig thematisiert werden!

    Denn eines ist klar: Unsere Soldaten machen einen guten und SEHR ANSTRENGENDEN JOB für UNS ALLE, und sie sorgen auch dafür, daß linke Spinner und Wirrköpfe solchen UNSINN und solche Beleidigungen überhaupt FREI und UNGESTRAFT äußern dürfen.

    • @Georg Dallmann:

      Ihre Feststelltaste klemmt manchmal!

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Kurzer Prozess:

        Es gibt SCHLIMMERES! (s. o.)

        • @571 (Profil gelöscht):

          Ein Schritt nach dem anderen, ich wollte den Herrn nicht gleich überfordern.

  • Für eine *hach* so wunderbare gemeinsame europäische Armee - obwohl wir mit die Kohle sinnvoll reingestecken würden wir locker mit den Amis mithalten könnten - gibts nur ein ganz kleines Problem.

     

    Wir müssten ein kleines bisschen unserer "nationalen Egoismen" über Bord werfen.

    Die starke Mitsprache des Bundestags bei bewaffneten Einsätzen ist nämlich eine ziemlich exklusiv deutsche Angelegenheit.

     

    Und ich glaube auch die anderen - dann 26 - Länder wäre wenig begeistert wenn der gemeinsame Einsatz daran scheitert, dass deutsche Bundestagsabgeordnete keinen Besuch machen dürfen - wie in der Türkei.

     

    //

    Ein "mehr" an europäischer Armee ist automatisch mit "weniger" Kontrolle durch den Bundestag verbunden.

    Im Fall der Fälle - Frankreich in Mali, Italien in Lybien, Osteuropa im Irak - wird das gemeinsame AWACS, die gemeinsame Luftwaffe oder die gemeinsamen Tier-1-Operator nicht deswegen daheim bleiben weil ein paar deutsche Bundestagsabgeordneten sich dem Pazifismus verschworen haben.

     

    Glaubt wer allen Ernstes irgendein Land würde ein Vetorecht des Bundestages akzeptieren wenn es seine Landesverteidigung aufgibt?

    Die Hoffnung ihr könntet dann mehr europäischen Anti-Militärismus machen - oder z.B. Polen sabotieren im Irak mitzumachen - wird sich kaum erfüllen.

    Ihr werdet weniger Kontrolle über deutsche Soldaten haben.

    Das funktioniert bei der NATO, bei der muss man aber die Landesverteidigung nicht aufgeben.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      /*

      Wir müssten ein kleines bisschen unserer "nationalen Egoismen" über Bord werfen.

      */

       

      So ist es, nur "kleines bisschen" würde ich komplett streichen.

      Das rückwärtsorientierte Nationalstaat-Denken ist eines der größten Probleme des un-vereinten Eurpoas. Und sieht man sich die Entwicklungen in Deutschland, Ungarn, Frankreich, Polen, etc. an, wird deutlich, daß dieses Problem den unaufhaltsamen Hang zum größer werden hat ...

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Vom deutschen Verteidigungshaushalt gehen 50% für Personalkosten. In den USA sind's knapp über 20%. Vielleicht könnte man da ansetzen.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Ach je, plötzlich wollen Sie sogar Leute entlassen, nur weil Sie ein Herz für großschnäuzigen Putin-Freund haben?

      • @Artur Möff:

        Vielleicht fordert er ja autonome Roboterarmeen. Dahin geht der Trend ja sowieso. Als High-Tech-Land können wir das Feld nicht einfach so den USA überlassen und ich schicke auch lieber einen SABINE III Verteidigungsroboter Richtung Osten.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      USA werfen stündlich irgendwo auf diesem Planeten Bomben ab oder ermorden Menschen mit teuren Drohnen. Natürlich sind dort die Materialkosten höher. Sollen wir jetzt mehr Bomben abwerfen wegen der Statistik?

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @JoWall:

        @JOWALL@MÖFF

         

        Kein Mensch braucht 180.000 schlecht ausgerüstete Soldaten. Bomben etc. wird eher politisch entschieden.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @10236 (Profil gelöscht):

          Wundert ich jetzt ehrlich gesagt auch. Sonst sind Sie doch immer auf der Seite der Arbeiter und jetzt wollen Sie ganz neoliberal Löhne für Soldaten kürzen oder die Menschen in die Arbeitslosigkeit schicken.

           

          Oder wie stellen Sie sich eine Senkung der Personalkosten sonst vor?

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Soldaten sind keine Arbeiter. Soldaten sind Soldaten.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Sandor Krasna:

              Sagen wir abhängig Beschäftigte.

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @74450 (Profil gelöscht):

            Wenn ich die über 20 Mrd für Personalausgaben durch die 180.000 teile, komme ich auf über 110.000/Kopf/Jahr. Gut, gibt's wahrsch. noch Pensionslasten, trotzdem scheint es viel.

            • @10236 (Profil gelöscht):

              Tja da gibt es ja noch nen Haufen Zivilbeschäftigte. Laut Wikipedia knapp 100.000.

              Und Personalkosten sind nicht nur Lohn sondern ich vermute auch mal Weiter- und Fortbildung, Wiedereingliederungsbeihilfen, Personalgewinnung, usw.