: Legendärer Club kehrt wieder
Phönix aus der Asche Am Samstag eröffnet der Festsaal Kreuzberg an neuem Ort seine Pforten: Auf dem Arena-Gelände Am Flutgraben
Eine wichtige Institution der Berliner Subkultur kehrt zurück: am kommenden Samstag eröffnet der Festsaal Kreuzberg an neuem Ort seine Pforten. Der legendäre Club, an alter Stätte Mitte 2013 ausgebrannt, wird dann genaugenommen nicht mehr in Kreuzberg, sondern in Alt-Treptow beheimatet sein: Auf dem Arena-Gelände Am Flutgraben übernimmt man die Räumlichkeiten des ehemaligen White Trash – fortan wird der Festsaal Veranstaltungsort und Restaurant zugleich sein.
Die Eröffnungsgäste der neuen Location könnten besser nicht gewählt sein. The Robocop Kraus aus Nürnberg, die sich in den vergangenen Jahren rar gemacht haben, sind erstmals seit vielen Jahren wieder auf einer Berliner Bühne zu sehen. Die fränkischen Edelpunks haben in den frühen Nullerjahren mit einigen frischen Alben gezeigt, dass Indie und Dancefloor sich nicht ausschließen müssen. Neben ihnen werden Friends Of Gas aus München auftreten, die mit „Fatal Schwach“ das raueste, überraschendste, lärmigste, vielleicht tollste Indiealbum des Jahres 2016 veröffentlicht haben. Inzwischen ist der Abend ausverkauft, 750 Besucher finden aktuell im Saal Platz.
„Stilistisch soll es von Jazz über Metal bis Punk und Hamburger Schule alles geben“, sagt Mitbetreiber Björn von Swieykowski zum zukünftigen Konzertprogramm, „das, was uns innovativ und interessant erscheint, soll bei uns eine Bühne finden.“ Experimentelles ist dabei inbegriffen: Im Rahmen des CTM Festivals werden Anfang Februar Elysia Crampton mit sphärischer Elektronik sowie House-Musiker King Britt spielen. In den kommenden Monaten sollen dann unter anderem Mutter, Jaques Palminger und Egotronic auftreten. Und mit dem fäkalfeministischen Hamburger Duo Schnipo Schranke kehrt Mitte März eine Band auf die Festsaal-Bühne zurück, die kurz vor dem Brand ihren ersten Auftritt überhaupt im alten Club an der Skalitzer Straße hatte.
Neu ist das Restaurant, dessen Rezeptur denkbar simpel ist: Einfache Gerichte, gute Qualität, internationale Küche. Laut von Swieykowski muss es „nicht unbedingt ganz so fancy“ wie im White Trash Fast Food sein, wo es Burger, Barbecue und Fritten gab. Der Speisesaal öffnet ebenfalls kommenden Samstag und hat täglich ab 18 Uhr geöffnet, sechs Tage die Woche. Während des laufenden Betriebs wird im vorderen Restaurantbereich noch weiter um- und ausgebaut, wie von Swieykowski sagt. Bislang habe man nur die Konzerthalle ein bisschen „verschlankt“ und funktionaler gestaltet.
Was die geplanten politischen Veranstaltungen und Debatten betrifft, will man das linke Spektrum in seiner ganzen Breite abbilden – Veranstaltungen von Gruppen wie TOP B3erlin (Theorie Organisation Praxis) oder Fels (Für eine linke Strömung) seien genauso denkbar wie Wahlkampfpartys linker Parteien.
Dreieinhalb Jahre hatte die Veranstaltergruppe des Festsaal Kreuzberg nach neuen Räumlichkeiten gesucht. Nach der Pleite des White Trash Fast Food einigte man sich Mitte Dezember 2016 mit dessen Gläubigern und dem Insolvenzverwalter auf eine Übernahme des Ladens. Das Festsaal-Team war mit den Konzerten zuletzt in andere Locations ausgewichen. Einige Konzerte verlegt man nach Wiedereröffnung nun in den neuen Saal, bei anderen – wie dem Auftritt von Waving The Guns am 27. Januar im SO36 – bleibt der Ausweichort bestehen. Jens Uthoff
Die nächsten Festsaal-Kreuzberg-Konzerte: 14. 01., 19 Uhr, The Robocop Kraus, Friends Of Gas, Am Flutgraben 2, 27. 01., im SO 36:Waving The Guns, Pöbel MC, 16.02. Mutabor, Festsaal, Am Flutgraben 2; CTM im Festsaal: 04.02., 21 Uhr, Elysia Crampton, King Britt. Alle Infos unter: festsaal-kreuzberg.de
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