: Nicht auf den Hund gekommen
KATZIGES Beim Lesemarathon „Stadt Land Buch“ gab es in der Kreuzberger Passionskirche Katzengeschichten von und mit den Kaminers zu hören
Man sagt komischerweise nicht Katzenliteratur. Gemeint sind damit mehr oder weniger reich bebilderte Geschichten über eine oder mehrere Katzen. Nicht selten von Halbprominenten aus dem nichtschreibenden Gewerbe als eine Art Biografie verfasst. Bei Amazon liegen davon fast 14.000 Titel auf Lager. Zuletzt auf den Markt geworfen: „Der literarische Katzenkalender 2013“ von Julia Bachstein. Erwähnt sei auch der als Insel Taschenbuch erschienene Sammelband „Weihnachtskatzen“, unter anderem mit einer Geschichte von Eva Demski.
Anfang der Woche fand in der Kreuzberger Passionskirche im Rahmen der Herbstkampagne des Branchenverbands der deutschen Buchhändler „Stadt Land Buch“ ein Abend mit Lesungen aus Katzenbüchern statt. Organisiert wurde er vom Schriftsteller Detlef Bluhm, dessen Kater Paul im vergangenen Jahr mit zehn Jahren starb. Damals stellte Bluhm bereits „Das Facebook-Tagebuch Kater Paul“ auf der Leipziger Buchmesse vor und richtete einen Blog ein, „Kater Paul“, in dem er Beiträge zur Kulturgeschichte der Katze veröffentlicht.
Auch der Leseabend in der Passionskirche zählt zu Bluhms „Kater Paul“-Aktivitäten. Vorgetragen wurden klassische Katzengeschichten – unter anderem von James Joyce und H. P. Lovecraft sowie neuere von Olga und Wladimir Kaminer. Erstere hat mit „Alle meine Katzen“ auch ein ganzes Katzenbuch geschrieben – ihre Lebensgeschichte, die bis heute von Katzen quasi getaktet wird. Derzeit kümmert sie sich um zwei Stadt- und vier Landkatzen. Auch ihr Mann hat über diese bereits etliche Geschichten veröffentlicht. An dem Abend las er jedoch eine über den Kater der Freundin seiner Frau vor.
Man unterscheidet bei den Menschen gern Katzen- und Hunde-Liebhaber als Sozialtypen. Weitaus mehr Frauen als Männer halten Katzen, bei Hunden ist es umgekehrt. Zudem kann man sagen: „Die Sowjetunion war ein Katzenland“, schreibt Olga Kaminer. Deutschland dagegen ist ein „Hundeland“ mit dem Schäferhund als Wappentier, über den Alexander Solschenizyn schrieb, dass man ihn in die internationalen Abrüstungsgespräche mit aufnehmen müsse: denn er setze – abgerichtet – den Menschen mehr zu als alle Raketen und Atombomben zusammen. Die weitaus ungefährlichere Aggression der Katzen hat dagegen stets gute Gründe. Vogelliebhaber sehen das natürlich alles anders. HELMUT HÖGE
■ „Stadt Land Buch“ noch bis 2. 12. Info: www.berlinerbuchhandel.de
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