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Kennzeichnung von MehrwegflaschenDas Verpackungsgesetz soll's richten

Neue Vorschriften sollen helfen, Einweg- von Mehrwegflaschen zu unterscheiden. Umweltschützer kritisieren die Vorschläge.

Sind es Einweg- oder Mehrwegflaschen? Egal, Hauptsache die Stimmung ist besinnlich Foto: dpa

BERLIN taz | Im Regal sehen sie gleich aus: Ob eine PET-Flasche Einweg oder Mehrweg ist, ist häufig nicht gut zu erkennen. Das soll sich durch das neue Verpackungsgesetz ändern: Geschäfte werden dadurch dazu verpflichtet, den Unterschied „gut sichtbar“ zu kennzeichnen, damit sich Verbraucher bewusster entscheiden können, so das Bundesumweltministerium zu dem Gesetzentwurf, der am Mittwoch vom Kabinett beschlossen wurde.

Er schreibt unter anderem bei Kunststoffverpackungen bis zum Jahr 2022 eine Recyclingquote von 63 Prozent fest. Bei Metallen, Papier und Glas soll sie auf 90 Prozent ansteigen. Auch die Einführung einer „Zentralen Stelle“ zur Kontrolle des Dualen Systems ist geplant. Das Gremium soll sicherstellen, dass die Hersteller ihre Verpackungen registrieren.

Eigentlich hätte das Gesetz kein Verpackungs-, sondern ein Wertstoffgesetz werden sollen: Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte darin eine bundesweite Wertstofftonne vorgeschlagen. In dieser Tonne – die es bereits in Modellregionen wie Berlin und Hamburg gibt – werden neben Kunststoffverpackungen auch Kunststoffe gesammelt, die kein Verpackung sind – zum Beispiel ein Quietsche-Entchen. Allerdings konnten sich Kommunen und private Entsorger nicht einigen, wer für die zusätzlichen Wertstoffe in der Tonne zuständig ist.

Im neuen Verpackungsgesetz können die Kommunen nun selbst entscheiden, ob sie die Wertstofftonne einführen. Das Ministerium erwartet, dass sich durch die Rechtssicherheit nun mehr Kommunen für die Wertstofftonne entscheiden.

DUH: Discounter werden bevorzugt

„Von einer bundesweiten Wertstofftonne sind wir Lichtjahre entfernt“, sagt hingegen Thomas Fischer, Kreislaufwirtschaftsexperte der Deutschen Umwelthilfe. Im Gesetzesentwurf gebe es kaum klare Regelungen, wie die Tonne eingeführt werden soll. Umweltverbände erhoffen sich von der Tonne eine bessere Verwertung von alten Bratpfannen, Zahnbürsten oder Eimern.

Auch die Pflicht zur besseren Kennzeichnung von Ein- und Mehrweggetränken hält Fischer für unzureichend: Laut dem Gesetz müssen die Schilder an den Regalen befestigt werden. Discounter wie Aldi oder Lidl, die fast nur Einwegflaschen verkauften, müssten nur irgendwo ein Schild aufhängen, sagt Fischer. Läden mit viel Mehrweg hingegen müssten ihre Regale komplett neu sortieren.

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4 Kommentare

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  • Letztes Sylvester habe ich, in Frankreich wohnend und mit den Feinheiten Deutscher Mülltrennungs- und Einweg/Mehrwegverordnungen nicht gänzlich vertraut, ein Paar Kästen Bier und Red Bull für das Fest besorgt, auf dem ich eingeladen war. Als ich die ein paar Tage später zurückbrachte, bekam ich für die Kiste Bier € 2,60 pro Kiste (€ 0,03 pro Flasche, € 2.- für die leere Kiste), für die Red Bull Dosen insgesamt € 50.- (€ 0,25 pro Dose). Warum 10 Dosen Red Bull, die zusammen 200 Gramm wiegen und zerquetscht in eine Schuhschachtel passen, das Äquivalent einer 2,2 kg schweren Bierkiste darstellen, für deren Gesamtvolumen nach einem Fest man fünf mal mit dem Auto fahren muss, während man die gleiche Menge Red Bull Büchsen in einer Plastiktüte spazieren tragen kann, erlärte mir die nette SKY-Mitarbeiterin mit: "Bier ist eben Mehrweg, Red Bull ist Einweg". Dass das schon ein Widerspruch in der Definition ist und mein Scherz, für 2.60 Euro würde ich die leeren Kisten das nächste Mal in die Donau werfen, verstand Sie nicht, sondern guckte böse. Wahrscheinlich wieder zuviel gesoffen an Sylvester. Wurde dann Mehrweg. Ohne Pfand. Nur Kopfweh.

    • @Louis Alz:

      Der Unterschied ist wohl der folgende:

       

      Die Mehrwegkiste und -flaschen sind bepfandet, weil sie einen Wert darstellen, den der Eigentümer gern zurückbekommen würde. Dafür hinterlegt man halt ein kleines Pfand, das man zurück bekommt, wenn man den "Wertgegenstand" wieder abliefert.

       

      Bei Einwegbüchsen ist es eine Lenkungs"abgabe", die bewirken soll, dass irgendwelche Vandalen ihren Müll eben nicht einfach in die Donau werfen, sondern - weil sie viel Geld dafür bezahlt haben und eben auch erstattet bekommen - brav dort abliefern, wo für seine sachgerechte Entsorgung gesorgt wird.

       

      Leider wurde dieser Weg gegangen, statt auf Müll-Verpackungen schlicht eine echte Abgabe zu erheben. Davon hätte man die Müllsammler bezahlen können, die Umwelt wäre auch sauber, aber es gäbe eine echte Lenkungswirkung hin zu Verpackungen, die ökologisch sinnvoller sind.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Louis Alz:

      "... für 2.60 Euro würde ich die leeren Kisten das nächste Mal in die Donau werfen ..."

      Genau deswegen bestreitet bei uns mancher Bedürftige einen Teil seines Lebensunterhalts mit dem Sammeln von Flaschen und natürlich auch Redbulldosen. Die werden besonders gern weggeschmissen, weil's die meisten Konsumenten dieser Plörre eh nicht checken.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Welcher Bedürftige belastet sich denn mit schweren Mehrwegflaschen? Die hebt bei uns nicht mal jemand auf, um sie dann wieder wegzuschmeißen! 330 Gramm schleppen für 8 Cent? Lieber 15 Gramm für 25 Cent bei gleichem Volumen!