: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Der amerikanische Stop-Motion-Puppentrickfilm „Kubo – Der tapfere Samurai“ gibt im Bali-Kino den Anlass für eine kleine Japanreihe. Denn immerhin spielt die Handlung von „Kubo“ in einem mythischen Japan, wo der junge Titelheld in Konflikt mit dem bösen Mondkönig gerät und dabei Unterstützung durch einen lebendig gewordenen Affentalisman und einen in einen Käfer verzauberten Samurai erhält. Als ungewöhnlich für einen Familienfilm erweisen sich die melancholische Grundstimmung wie auch überraschend dramatische Wendungen des Plots. Weitere Filme in der Reihe sind Keiichi Haras Anime „Miss Hokusai“, das in einer Geschichte über die Tochter des bedeutenden Malers Katsushika Hokusai eine schöne Fantasie zur Frage der Sensibilität von Künstlern entwirft, sowie Hayao Miyazakis „Das wandelnde Schloss“, in dem für die Hauptprotagonistin die Entwicklung ihrer eigener Stärken im Mittelpunkt steht. Das hat die schüchterne Hutmacherin Sophie in dieser Verfilmung eines britischen Kinderbuchs auch dringend nötig, als sie von einer eifersüchtigen Hexe in eine alte Frau verwandelt wird und fortan mit einem Zauberer und einem Feuerdämon allerlei Abenteuer erlebt. Wie stets sind die Figuren bei Miyazaki so komplex, dass eine Unterscheidung zwischen Gut und Böse wenig Sinn ergibt: Auch die Hexe ist am Ende nur ein freundliches Großmütterchen (Kubo, 24. 11.–30. 11., 16 Uhr, 24. 11., 20.30 Uhr; Miss Hokusai, 25. & 30. 11., 20.30 Uhr, Das wandelnde Schloss, 28. & 29. 11., 20.30 Uhr, Bali-Kino).
Ein neues Ich entdeckt auch Ossi Oswalda in Ernst Lubitschs „Ich möchte kein Mann sein“ (1918): Weil man ihr zu Hause unverschämterweise das Pokern, das Rauchen und den Alkohol verbietet, verkleidet sich Ossi mit Frack und Zylinder als Mann, um ungestört ins Tanzlokal zu gehen. Doch mit den neuen Freiheiten in der ungewohnten Rolle kommt sie nun auch nicht ganz zurecht. Faszinierend an dieser Komödie ist der enorme Bewegungsdrang, der die Protagonistin ebenso erfasst wie die Kamera (26. 11., 19 Uhr, Zeughauskino).
Für „Frau im Mond“ (1929) erfanden Fritz Lang und seine Mitarbeiter aus Gründen der Spannung den Countdown – lange bevor die Raketen tatsächlich zum Mond flogen. Als Vorfilm gibt es mit „Die Reise zum Mond“ (1902) noch einen Trip zu den Anfängen des Kinos: Im Studio von Georges Meliès entführen waghalsige Abenteurer die Tochter des Mondkönigs und müssen sich vor dauernden Explosionen und Ballettaufführungen der Mondballerinen in Acht nehmen … (26. 11., 18 Uhr, Filmmuseum Potsdam)
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