american pie: Ab in die Wüste
Die Fans in Oakland freuen sich über die jüngsten Erfolge der Raiders in der NFL. Bald schon könnte ihr Team in Las Vegas spielen
Die Raiders sind eine Footballmannschaft, die vor langer Zeit einmal sehr erfolgreich Football gespielt hat. Dann haben die Raiders lange Zeit sehr schlechten Football gespielt. Seit Neuestem spielen die Raiders wieder ziemlich gut Football. So gut, dass sie am Sonntagabend die Denver Broncos 30:20 schlagen konnten – und die sind immerhin der amtierende Superbowl-Champion, also die offiziell beste Footballmannschaft der Welt.
Die Raiders sind aber auch eine Footballmannschaft, die ihre Heimspiele in der im Norden Kaliforniens gelegenen Stadt Oakland austrägt. Deswegen heißen sie Oakland Raiders. Das war nicht immer so. Zwischenzeitlich, von 1982 bis 1994, spielte die Footballmannschaft fünf Autostunden weiter südlich und hieß Los Angeles Raiders. Nun könnte es sein, dass die Raiders bald Nevada Raiders heißen oder vielleicht auch Las Vegas Raiders.
Deswegen war die Stimmung im Oakland Coliseum am Sonntag ambivalent. Einerseits feierten die 55.000 Zuschauer den Erfolg über die Broncos, mit denen die Raiders eine Dortmund-Schalke-artige Rivalität verbindet. Andererseits waren überall im Stadion Protestschilder zu sehen: „Stay in Oakland“ war darauf zu lesen. Und über dem Stadion kreiste ein Flugzeug, das ein Spruchband hinter sich herzog: „Vegas, if you built it we won’t come.“
Was in Las Vegas gebaut werden soll, ist ein neues Stadion. Der Gouverneur von Nevada hat im Oktober unterschrieben, dass sich die öffentliche Hand mit 750 Millionen Dollar beteiligen wird an einer Spielstätte in der Glücksspielmetropole, die schon seit Jahren versucht, eine Franchise einer der großen US-Sportligen in die Stadt zu locken. Nun könnte das tatsächlich gelingen: Mark Davis, Besitzer der Raiders, hat der NFL mitgeteilt, dass er einen Umzug seines Teams beantragen wird. Ab 2019 will Davis in Las Vegas spielen lassen.
Es ist das übliche Spiel. Mit Umzugsdrohungen haben die Raiders bereits dafür gesorgt, dass das Oakland Coliseum mit Steuergeldern renoviert wurde. Doch Davis verspricht sich von einem Weggang aus der notorisch klammen Arbeiterstadt und von einem neuen Stadion höhere Einnahmen für seinen weder sportlich noch geschäftlich zuletzt allzu erfolgreichen Klub. Die letzte Playoff-Qualifikation der Raiders liegt bereits 14 Jahre zurück.
Das junge Team um Quarterback Derek Carr scheint nun diese Durststrecken beenden zu können, versucht aber noch, den Ball flach zu halten. „Es ist ein Anfang“, sagte Latavius Murray, der gegen Denver überragende Running Back. „Wir haben ein neues Team, einen neuen Charakter. Wir machen Fortschritte, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen.“
Murray meinte den sportlichen Erfolg, nicht den möglichen Umzug nach Las Vegas. Dort würde 2019 wahrscheinlich ein nagelneues Stadion die Raiders willkommen heißen. Ob allerdings auch ausreichend Fans in der Casinostadt warten, ist fraglich. Das Konzept beruht nicht zuletzt darauf, dass Fans aus den ganzen USA anreisen: Die Glücksritter sollen nicht mehr nur die Wahl zwischen David Copperfield und Celine Dion haben, sondern nach Roulette oder Blackjack ihr Geld auch für ein zünftiges Football-Match ausgeben können.
Mark Davis, der, seit er 2011 das Team von seinem legendär exzentrischen Vater Al Davis geerbt hat, immer wieder damit droht, sich einen lukrativeren Standort zu suchen, baut aber auch auf angestammte Anhänger der Raiders, die als die loyalsten und fanatischsten in der NFL gelten. Die seit dem zwischenzeitlichen Gastspiel in Los Angeles in ganz Kalifornien verteilte Raider Nation ist berühmt für besonders fantasievolle und martialische Verkleidungen, aber vor allem dafür, das Coliseum auch in Spielzeiten zu füllen, in denen die Raiders im Tabellenkeller herumdümpeln.
Davis hofft nun, dass die Fans den Wechsel in die Spielerstadt mitmachen: „Es sieht so aus, als würde Las Vegas als neutraler Standort akzeptiert. Ein Umzug würde die Raider Nation wieder vereinen.“ Ob allerdings die NFL zustimmt, das steht noch in den Sternen: Die Liga fürchtet die Nähe zu Buchmachern und Glücksspiel in Las Vegas. Thomas Winkler
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