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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Das Pompöse lag ihm fern, Heldentum fand er blöd. Stattdessen waren die dokumentarischen Filmessays des Schweizer Filmemachers Peter Liechti geprägt von Poesie und trockenem Humor, ähnlich dem des Aktionskünstlers Roman Signer, mit dem Liechti viel zusammenarbeitete. Als Liechti 2014 an Krebs starb, hinterließ er ein unvollendetes Projekt: einen Film über das Nichts. Der gut 50-minütige Film „Dedications – Die gefilmte Lesung“, den Jolanda Gsponer und Annette Brütsch aus dem vorhandenen Material zusammengestellt haben, besteht im Wesentlichen aus Aufnahmen von Liechti in seinem Atelier, wie er aus seinem „Spital-Tagebuch“ vorliest; dazu gibt es einige Naturbilder aus seinem Archiv sowie ein paar im Krankenhaus gedrehte Einstellungen. Liechtis Gedanken kreisen um die Krankheit und was sie mit einem anstellt, und um die Frage, warum sich im Krankenhaus immer die unsympathischen Mitpatienten durchsetzen, die alle Fenster geschlossen halten wollen. Auch angesichts des nahen Todes steckt in seinen Überlegungen stets eine sanfte Ironie und eine Melancholie, zu der laut Liechti sowieso alle Wege führen, „es sei denn, man ist mit Stumpfheit gesegnet“ (16. 11., 20 Uhr, Arsenal 1).

In seinem ersten abendfüllenden Spielfilm, „Jour de fête“ („Tatis Schützenfest“, 1949), kreisen die Gags um das Fahrrad, in seinem letzten Kinofilm, „Trafic“ (1971), dreht sich alles um das Auto – doch unabhängig vom Verkehrsmittel liegt den Werken Jacques Tatis stets die Idee zugrunde: dass die vermeintliche Planbarkeit einer effizienten modernen Welt der Menschlichkeit unserer Beziehungen den Garaus macht. Brillant auch Tatis Film über die Urlaubszeit: In „Die Ferien des Monsieur Hulot“ (1953) nervt er die Gäste eines Badeortes schon deshalb, weil er als Einziger wirklich Ferien macht. Genau beobachtet und extrem komisch in der unbeabsichtigten Anarchie, die Hulot/Tati stets um sich verbreitet (Jour de fête, 11. 11., 18 Uhr, Trafic,, 20 Uhr, Filmmuseum Potsdam, Die Ferien des M. Hulot, 13. 11., 16.30 Uhr, Arsenal).

Die quirligste deutsche Komödiantin nach dem Ersten Weltkrieg war Ossi Oswalda aus Pankow: In Ernst Lubitschs spottlustiger Satire „Die Austernprinzessin“ (1919) verkörpert sie die Titelheldin, deren neureicher Vater ihr einen echten Adeligen als Ehegemahl einkaufen möchte. Karikiert wird auch der Wohltätigkeitsfimmel reicher Erbinnen: Im „Verein der Milliardärstöchter zur Bekämpfung des Alkoholismus“ werden die hehren Reden stets mit einem guten Tropfen begossen (10. 11., 20 Uhr, Zeughauskino).

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