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PortraitDie Straßenkämpferin

Will keine Chefin mehr sein: die Grüne Rebecca Harms Foto: dpa

Wenn ein Castortransport nach Gorleben rollt oder irgendwo im Wendland gegen Atomkraft demonstriert wird, ist Rebecca Harms garantiert dabei. Kein Termin im niedersächsischen Landtag, dem sie von 1994 bis 2000 angehörte, und im Europaparlament, in dem sie seit 2004 sitzt, konnte so wichtig sein, dass er die heute 59-Jährige vom Protest auf der Straße abgehalten hätte. Jetzt kündigte die Grünen-Politikerin an, den Vorsitz ihrer Fraktion im Brüsseler Parlament abzugeben.

Harms, die aus dem Kreis Uelzen stammt und nach dem Abitur eine Ausbildung zur Gärtnerin absolvierte, prägt seit der Benennung Gorlebens zum Atomstandort im Jahr 1977 den Widerstand mit. Von Beginn an war sie Mitglied der Bürgerini­tiative Umweltschutz, sie stritt mit auswärtigen Atomkraftgegnern über die richtigen Protestkonzepte und gehörte 1980 zu den DauerbewohnerInnen der „Republik Freies Wendland“.

Als Europapolitikerin kümmerte sich Harms neben der Atom- und Energiepolitik auch um das Klima und die Landwirtschaft. In Griechenland prangerte sie das Schäuble’sche Spardiktat, in der Türkei das harte Vorgehen der Regierung gegen die Kurden an. Ihr Leib- und Magenthema in Europa aber wurde die Ukraine.

Bei zahlreichen Reisen in das Land warnte sie davor, dass Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine auf Eis zu legen. Auf dem Maidan bekundete sie ihre Unterstützung für die pro-europäische Opposition. Infolge der Krimkrise forderte Harms früh Sanktionen gegen Russland. Im Herbst 2014 wurde Harms die Einreise in das Land verweigert. Ihr wurde erklärt, sie sei in Russland eine unerwünschte Person.

2010 wurde Harms zur Ko-Vorsitzenden der Fraktion Die Grünen/Europäische Allianz im Brüsseler Parlament gewählt. Dieses Amt will sie nun nicht mehr ausüben. Sie begründet ihre Entscheidung damit, dass es ihr nicht gelungen sei, die Fraktion nicht so sehr pro EU auszurichten, wie das in den gegenwärtigen Zeiten gefragt sei. In Brüssel will sie als einfache Abgeordnete aber weiter Politik machen und sich dabei auf Osteuropa konzentrieren. Als Parlamentarierin ohne Führungsrolle könne sie aus ihrer Sicht mehr bewegen. RP

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