OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Alexander Kordas Orientmärchen „The Thief of Bagdad“ inspirierte einen meiner liebsten Filmbusiness-Sprüche: „Bau es viermal so groß und streich alles rot“, soll der britische Produzent zu seinem Bruder Vincent gesagt haben, dem Filmarchitekten, der am Ende sogar den Oscar erhielt. Zweifellos besaß Alexander Korda eine spezielle Ader für das Spektakel: Er erwartete, dass der Zuschauer das in Kostüme, Dekorationen, Spezialeffekte und Farbe investierte Geld auf der Leinwand ausführlich präsentiert bekam. Bei „The Thief of Bagdad“ brachte ihn das in Widerspruch zum Regisseur, dem deutschen Emigranten Ludwig Berger, der die Arbeit mit den Schauspielern für die wichtigste Aufgabe hielt. Also sabotierte Korda ihn nach Kräften – auch Michael Powell, Tim Whelan, William Cameron Menzies und Zoltan Korda drehten Szenen des Films, der nach verwickelter Produktionsgeschichte erst 1940 in Hollywood fertiggestellt wurde. Bei alledem ist er einer der schönsten Märchenfilme geworden, nicht zuletzt, weil die Naivität der Vorgaben Alexander Kordas durch seine Mitarbeiter so geschmackvoll umgesetzt wurden (OF, 30. 10., 19.30 Uhr, Arsenal 2).

Etwas weniger gute Laune macht Ingmar Bergmans Drama „Sommaren med Monika – Die Zeit mit Monika“ (1953), in dem ein junges Paar im Mittelpunkt steht, dessen als Ferienflirt begonnene Beziehung den Belastungen des Alltags nicht standhält. Denn für die aus schwierigen Verhältnissen stammende Monika stellt sich das Leben als Ehefrau und Mutter als Falle dar: Sie lässt ihren Mann schließlich mit dem Kind sitzen. Für Zeitgenossen schockierend war sowohl der unbedingte Freiheitswille dieser Frau als auch die animalische Erotik ihrer Darstellerin Harriet Andersson, in die Bergman seinerzeit sehr verliebt war (Om engl. U, 2. 11., 20 Uhr, Arsenal 1).

Bevor Miloš Forman riesige Publikumserfolge wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975) und „Amadeus“ (1984) drehte, war er einer der wichtigen Protagonisten der tschechischen Neuen Welle gewesen, als Filme wie „Die Liebe einer Blondine“ (1965) oder die Satire „Der Feuerwehrball“ (1967) insbesondere bei den Novelle-Vague-Kollegen in Frankreich geschätzt wurden. In dem dokumentarischen Porträt „Miloš Forman – What Doesn’t Kill You“ berichtet der Regisseur sehr unterhaltsam über sein Leben und seine Karriere, die stets von seinen Erfahrungen mit Diktaturen geprägt war und sein Interesse für Projekte bedingte, in denen das Individuum sich gegen repressive Systeme auflehnt (OmU, 30. 10., 16 Uhr, 31. 10., 18 Uhr, 2. 11., 22 Uhr, IL Kino).