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CDU hat noch keinen Abschluss im Töpfer-Kurs

Die Union will Klaus Töpfer seit Monaten als Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhaus-Wahl gewinnen. Der frühere Bundesumweltminister schweigt dazu. Die Suche nach einer Lichtgestalt hat in der zersplitterten Partei Tradition

Unnahbarkeit wurde Klaus Töpfer bis vor kurzem nicht nachgesagt. Dafür hat erst die hiesige CDU gesorgt. Seit fünf Monaten beteuern Parteiobere unentwegt, sie hätten Kontakte zum scheidenden Direktor des UN-Umweltprogramms in Nairobi. Lange wollte CDU-Landeschef Ingo Schmitt nichts zu Bestrebungen sagen, den 67-Jährigen als Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhaus-Wahl im Herbst 2006 zu gewinnen. Je ärger die Lage der Union wird, desto bemitleidenswerter werden ihre Versuche, ihre erhoffte Lichtgestalt zumindest zu treffen. Doch auch in der CDU stirbt die Hoffnung zuletzt. Sie hat keine Wahl.

Berliner Journalisten notieren selbst die banalsten Bekundungen beider Seiten, als gelte es, ein Erdbeben vorauszusehen. Mal orakelte Unions-Fraktionschef Nicolas Zimmer öffentlich, die Partei solle über einen möglichen Kandidaten Töpfer „länger nachdenken“. Nur vergaßen sie bei all dem Grübeln offenbar einen Anruf beim Objekt der Begierde. Das wusste nämlich lange nichts vom Berliner Begehr. Vor kurzem vermeldete Landeschef Ingo Schmitt nach langem Hin und Her, ein Vier-Augen-Gespräch mit Töpfer sei verabredet, als ginge es um eine Audienz beim Papst.

Töpfer wäre nicht der erste Externe, der der vom Kalten Krieg geprägten Union ein liberales Gesicht verliehe. Richard von Weizsäcker gewann 1981 für die CDU die Abgeordnetenhauswahl. Der Ex-Kultursenator Christoph Stölzl stand bis 2003 ein Jahr lang dem Landesverband vor.

Die verzweifelte Kandidaten-Suche offenbart auch, wie sehr sich die Partei selbst lähmt. Wer dort hoch hinaus will, wird schnell zurückgepfiffen. Wieder soll ein Mann von außen diesen gordischen Knoten durchschlagen. Doch wenn Klaus Töpfer das politische Format hat, das die CDU ihm unterstellt, wird er es nicht tun. MATTHIAS LOHRE

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