Oberbürgermeisterwahl in Landshut: Gelber Fleck im schwarzen Land
In Landshut gewinnt ein Österreicher die Stichwahl zum Stadtoberhaupt. Bemerkenswert daran ist, dass Alexander Putz für die FDP antrat.
Mit Putz stellt die FDP nun genau einen Oberbürgermeister im Freistaat, in Altbayern ist der 53-Jährige sogar der erste Liberale überhaupt. Wenn das noch nicht genug überrascht: Alexander Putz ist noch nicht einmal Bayer. Geboren und aufgewachsen ist er in Klosterneuburg bei Wien; die deutsche Staatsangehörigkeit hat der Wahl-Landshuter erst vor wenigen Jahren angenommen.
Natürlich ist es in erster Linie Putz’ Erfolg, nicht der seiner Partei. Doch labt sich auch diese an den positiven Schlagzeilen. Seit 2013, als die FDP nach einer fatalen Liaison mit der Seehofer-CSU aus dem Landtag flog, findet sie sich nur noch selten in der Bayern-Berichterstattung wieder.
Dass Putz seinen Konkurrenten überhaupt in die Stichwahl zwang, war schon eine Besonderheit. Von der Möglichkeit von Stichwahlen mag der ein oder andere Landshuter schon gehört haben, erlebt haben sie die wenigsten. Und einen OB, der nicht der CSU angehörte, gab es zuletzt in den Sechzigern.
Fleischgewordene Kommunalpolitik
Landshut mit seinen 70.000 Einwohnern ist die Hauptstadt von Niederbayern. Nicht zuletzt wegen der guten Anbindung an den Münchner Flughafen und der hohen Lebensqualität ist die Stadt beliebt. Altbundespräsident Roman Herzog kommt von dort, bekannt ist die Stadt auch für die Landshuter Hochzeit, ein spektakuläres historisches Fest.
Dem Posten des Oberbürgermeisters haftet ein besonderer Nimbus an: 35 Jahre lang – bis Ende 2004 – regierte hier unangefochten Josef Deimer. Deimer, der zum Teil Wahlergebnisse von über 80 Prozent einfuhr, war die fleischgewordene bayerische Kommunalpolitik. Seit 1975 stand er dem Bayerischen Städtetag vor, in den letzten zwölf Jahren seiner Amtszeit war er zudem Vizepräsident des Deutschen Städtetags. Als Deimer aus Altersgründen nicht mehr antreten durfte, wurde 2005 der örtliche McDonald’s-Chef Hans Rampf sein Nachfolger, der nun ebenfalls wegen Erreichen der Altersgrenze aufhören muss.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trumps Krieg gegen die Forschung
Bye-bye, Wissenschaftsfreiheit!
Kritik am Deutschen Ethikrat
Bisschen viel Gott
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos