Ulrike Herrmann über Bundesbankstudie zum Hochfrequenzhandel: Der Charme der Langsamkeit
Weltweit rotiert ein gigantisches Spekulationskarussell: Täglich werden Wertpapiere und Derivate im Wert von Billionen Dollar gehandelt. Oft sind gar keine Menschen involviert, sondern Computer sind darauf programmiert, innerhalb von Mikrosekunden kleinste Kursdifferenzen auszunutzen.
Dieser „Hochfrequenzhandel“ ist ökonomisch völlig sinnlos, aber lukrativ für jene Banken und Investmenthäuser, die sich die modernste Technik leisten können. Denn bei diesem rasanten Börsenspiel gewinnt, wer die schnellsten Computer und die besten Leitungen hat.
Die Bundesbank hat den deutschen Hochfrequenzhandel jetzt erstmals wissenschaftlich untersucht – und fordert, dass man die Börsen künstlich verlangsamen sollte. Ein denkbarer Trick wäre, die Aufträge nicht mehr kontinuierlich einzuspeisen, sondern zu bündeln. Prompt hätten die Schnellsten keinen Vorteil mehr, weil sie auf langsamere Order warten müssten.
Der Vorschlag der Bundesbank ist richtig – aber nicht originell. Deutschland würde damit nur umsetzen, was in den USA schon Praxis ist. Dort geriet die Börsenaufsicht unter Zugzwang, nachdem der berühmte Finanzjournalist Michael Lewis 2014 seinen Bestseller „Flash Boys“ veröffentlicht hatte. Das Buch enthüllte amüsant und akribisch, wie einige Spekulanten den Hochfrequenzhandel in New York manipulieren konnten, weil sie eigene, superschnelle Leitungen zu den relevanten Börsenservern installiert hatten.
So erfreulich es wäre, wenn der Hochfrequenzhandel auch in Deutschland ein bisschen langsamer würde – noch besser wäre, diesen Unsinn komplett abzustellen. Dafür gäbe es auch ein Instrument: Es heißt Finanztransaktionsteuer und wird gerade in zehn Euroländern diskutiert. Wenn jedes Handelsgeschäft mit einer Abgabe belastet wird, dann lohnen sich kleinste Kursdifferenzen nicht mehr. Der „Turbohandel“ wäre tot.
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