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Zoff Vergangene Woche wurde eine AfD-Politikerin in der taz porträtiert. Dem folgte eine heftige DebatteStreit über Frauke P.

von Antje Lang-Lendorff

Auf der morgendlichen Redaktionskonferenz der taz war am vergangenen Montag alles etwas anders als sonst. Statt die Themen des Tages zu besprechen, diskutierten die RedakteurInnen eine Stunde intensiv über einen Artikel aus der Wochenendausgabe: das Porträt von Frauke Petry. War es richtig, dass der Text über die AfD-Politikerin in dieser Form in der Zeitung erschienen ist? Auch später traf man auf den Fluren des taz-Hauses immer wieder Gruppen von Kolleginnen und Kollegen, die über den Artikel stritten.

Der Text ist Teil einer Serie: Der Sozialpsychologe und Führungskräftecoach Christian Schneider trifft für die taz regelmäßig PolitikerInnen, die es in ein hohes Amt geschafft haben. „Wie ticken sie?“ lautet dabei seine Leitfrage. So entstanden Porträts von Yasmin Fahimi (SPD), Toni Hofreiter (Grüne) oder Sahra Wagenknecht (Linkspartei). Seit einiger Zeit konzentriert sich Schneider auf Frauen in Spitzenpositionen und traf etwa Monika Grütters (CDU) und Marina Weisband (damals Piraten).

Für das aktuelle Stück hat der Psychologe die AfD-Chefin Frauke Petry in ihrem Büro in Leipzig besucht. Er beschreibt, wie sie auftritt, „freundlich“, „ungeschminkt und leger“. Wie sie sich dem Baby von Mitarbeitern widmet, „das sich auf ihrem Arm sichtlich wohlfühlt“. Er spricht mit ihr über ihre Kindheit, ihre Außenseiterrolle in der DDR. Schneider zitiert Petry mit dem Satz. „Ich bin nicht gerne alleine“ und leitet daraus eine Grundmotivation auch für ihre politische Arbeit ab. „Ihre Sehnsucht danach, in gemeinschaftlichen Strukturen nicht nur zu handeln, sondern ‚gehalten‘ zu werden, ist spürbar“, schreibt er. Und gegen Ende: „Hinter allem steht der Wunsch nach ‚Aufgehobensein‘: die Nation als schützende Hülle.“

Für viele in der Redaktion hätte der Text nicht ohne eine stärkere politische Einordnung erscheinen dürfen. „Petry spricht von einem neuen, ‚afro-arabischen Lumpenproletariat‘ und will den Begriff ‚völkisch‘ wieder salonfähig machen“, sagt ein Inlands-Redakteur. Sie legitimiere Gewalt, sei fremdenfeindlich. „All das kann man in einem ganzseitigen Porträt nicht einfach weglassen“, kritisiert er. Auch eine Redakteurin glaubt, dass es der taz schade, einen aus ihrer Sicht „derart unkritischen und verharmlosenden Text“ über Petry zu drucken. Und hat dabei sehr viele Kollegen auf ihrer Seite.

Andere in der Redaktion verteidigen den Artikel. „Schneider stellt als Psychologe andere Fragen als wir Journalisten“, sagt ein Vertreter der taz.am wochenende. Er habe schon viele Porträts über Petry gelesen, aber erst in diesem Artikel erfahren, wo sie herkomme, worauf sie sich gründe. „Die taz berichtet sehr viel und gut über die AfD. So ein Text ist da eine gute Ergänzung.“ Eine Kollegin sagt: Wenn man die Nation wie Petry als Familie begreife, dann denke man sie als geschlossene Einheit, die sich aus Abstammung ergibt. „Ich brauche nicht unbedingt einen Autor, der das für mich bewertet.“

Christian Schneider selbst sagt, er habe mit empörten Reaktionen gerechnet. „Die AfD ist schließlich das Idiotischste an Politik, was es derzeit in Deutschland gibt“, so der Psychologe. Er versuche aber bewusst, in seinen Texten ein möglichst präzises Bild von den Personen zu vermitteln, das abgekoppelt sei von ihrem politischen Tun.

Eine Redakteurin meint, dieses Format stoße bei einer Politikerin wie Frauke Petry offensichtlich an seine Grenzen. Eine andere sagt, man hätte das Porträt schlicht deutlicher als Gastbeitrag kennzeichnen sollen.

Schon am Freitag vor der Veröffentlichung hatte der Artikel im Haus eine scharfe Debatte ausgelöst. Darf ein solcher Text in der taz stehen? Laut taz-Redaktionsstatut entscheidet in Konfliktfällen am Ende die Chefredaktion. Chefredakteur Georg Löwisch beließ das Porträt in der Zeitung. Seine Begründung lautete, dass das Herausnehmen eines Artikels ein starker Eingriff in die Eigenverantwortung der Ressorts sei, den er in diesem Fall nicht für angemessen gehalten habe.

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