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Ein Mann, ein Ei

Geradlinigkeit und Verlässlichkeit: So charakterisieren Wilhelm Hoffrogges Freunde den 70-Jährigen. Und das stimmt auch: Hoffrogge steht zu seinem Wort. Ohne Wenn und Aber.

Und auch wenn der Vorsitzende der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW) und Vize des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) irgendwann spätabends am Wochenende bei Journalisten zu Hause anruft, um mit ihnen über Autorisierungsfragen zu sprechen – und schon mal droht, nie wieder ein Wort mit ihnen zu wechseln –, dann können die sich zurücklehnen: Hoffrogge nimmt inhaltlich eigentlich nie was zurück, ganz egal wie skandalträchtig. Aber der knorrige Oldenburger legt, da merkt man den Eierfabrikanten, mitunter viel Wert auf die Form. Und so kann es sein, dass er den Konjunktiv von indirekt wiedergegebenen Wendungen ablehnt oder andere komische grammatikalische Tricks. Will sagen: Bei aller Geradlinigkeit und Verlässlichkeit ist Hoffrogge, der NGW-Präsident – wie viele sagen, weil es viel besser zu ihm passt –, immer für eine Überraschung gut.

So ist der Cheflobbyist der Geflügelindustrie jetzt durch sein Engagement gegen Massentierhaltung aufgefallen. Auf eine Genehmigung entsprechender Anlagen im „Voglerumland“, und zwar „in allen Bereichen dieses Landschaftsschutzgebietes“ zu verzichten, fordert ein Schreiben – das Hoffrogge unterschrieben hat. Zwar behaupten manche, er hätte die Petition gegen den geplanten Riesenziegenstall im Weserbergland – Europas größter wäre das, mit 5.000 Tieren – nur unterzeichnet, weil er seine Rescue-Tropfen nach Dr. Bach gerade nicht dabei hatte.

Aber das ist infam: Hoffrogge, der selbst Pferde hält, ist Herr seiner Sinne. Und weiß eben, dass Ziegen etwas anderes sind als Hühner, zum Beispiel legen sie bloß schlecht verkäufliche Köttel. Wenn das nicht so wäre, müsste Hoffrogge ja seine Unterschrift zurückziehen. Und so was macht er eigentlich nie.  BES

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