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SVEN HANSEN über die Afghanistan-Geberkonferenz in BrüsselViel hilft nicht viel

Bei der Hilfe für Afghanistan geht es stets um Milliarden, nicht Millionen. Auch am Dienstag in Brüssel bei der elften internationalen Afghanistan-Konferenz seit 2001 war das nicht anders. Viele Geberstaaten zahlen wider besseres Wissen, denn sie stecken in einem Dilemma: Verweigert man Kabul wegen Korruption und Misswirtschaft die Unterstützung, wird das dort mit westlicher Hilfe installierte und ausgehaltene Regime zusammenbrechen. Die Folge: eine Machtübernahme der Taliban und noch mehr Flüchtlinge.

So sehen sich viele Regierungen genötigt, weiter gewaltige Beträge zu geben. Sie glauben dabei weniger, damit etwas Gutes zu tun als noch viel Schlechteres zu verhindern. Ein Zusammenbruch des Kabuler Regimes wäre zudem der Beweis, dass ihr bisheriger Kurs ein Irrweg war.

Doch ohne Zweifel war schon ein Teil der seit 2002 geflossenen Hilfen kontraproduktiv. Jeder wollte als Gegengewicht militärische Hilfsprojekte finanzieren – frei nach dem Motto: Viel hilft viel. Genau hingeschaut, was mit dem Geld passiert, hat kaum jemand. Auf diese Weise wurde die heute in Afghanistan allseits beklagte Korruption erst im großen Stil aufgebaut, ganz abgesehen davon, dass auch in den Geberstaaten sich manche an der Hilfe bereicherten.

In den letzten Jahren war Unterstützung für Afghanistan im Westen auch deshalb opportun, weil im Gegenzug dafür die Zahl der am Hindukusch stationierten westlicher Soldaten reduziert werden konnte. Der Deal: Geld gegen die Übernahme der Verantwortung durch afghanische Sicherheitskräfte. Inzwischen sterben nicht mehr täglich westliche Soldaten am Hindukusch (sondern afghanische). Und längst herrscht angesichts anderer Krisen große Afghanistan-Müdigkeit. Doch weil jetzt die Hilfe für Kabul auch dazu dienen soll, den Migrationsdruck in Europa zu verringern, führt mangels Alternativen an weiteren Milliarden für Kabul kein Weg vorbei. Es ist der Gipfel westlicher Hilflosigkeit.

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