piwik no script img

Kokeln im Weltall

Feuerforschung Uni-Forscher zündeln an Bord eines Raumtransporters um herauszufinden, wie sich ein Feuer in der Schwerelosigkeit verhält: Das soll die Sicherheit auf Raumfahrzeugen erhöhen

Im All brennt ein Feuer langsamer als auf der Erde – wird aber heißer

Bremer Wissenschaftler sind im Begriff, den ersten Brand im Weltall zu legen. Um 3.15 Uhr heute früh wird eine Antares-230-Rakete von Wallops Island in Virginia, USA, zur Internationalen Raumstation gestartet sein, erstmals überhaupt – und nachdem vor zwei Jahren ihre Vorgängerin abgestürzt war. Sie fliegt einen Raumtransporter dorthin.

Außer Verbrauchsgütern zur Versorgung der ISS-Besatzung enthält der wissenschaftliche Experimente. Eines von denen wurde maßgeblich vom Bremer Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (Zarm) konzipiert: Finanziert und angeleitet von der Nasa soll „Saffire II“ Aufschluss darüber geben, wie sich Feuer auf bemannten Raumfahrzeugen ausbreitet, teile die Uni mit.

Wie feste Materialien in der Schwerelosigkeit verbrennen, ist seit Längerem Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Die Zarm-Forscher interessieren sich dabei zumal für die Feuersicherheit auf Raumfahrzeugen: Bislang wurde das Material zu deren Bau lediglich im Labor auf der Erde erprobt. Die Ergebnisse lassen sich aber nicht 1:1 auf die Gegebenheiten auf einer Raumstation im Weltall übertragen: Dort brennt ein Feuer deutlich schwächer als am Boden und breitet sich wesentlich langsamer aus, entwickelt aber punktuell deutlich höhere Temperaturen. Das erhöht das Risiko von Schwelbränden. Auch sehen die bisherigen Standardtests nur die Untersuchung glatter, ebener Proben vor. Unsere alltägliche Erfahrung zeigt uns jedoch, dass Ecken und Kanten leichter Feuer fangen als eine Fläche.

Gleichzeitig mit der Idee zum Saffire-Experiment hat man sich dafür entschieden, die Versuche auf einem Raumtransporter durchzuführen, der am Ende ohnehin in der Erdatmosphäre verglüht – was die Kosten des Projekts drastisch senkt. Der Transporter koppelt am 16. 10. an die ISS an, wird dort entladen, mit Müll befüllt und Mitte November wieder gen Erde geschickt: Das Experiment läuft dann, bis der Transporter beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht. bes

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen