: Islamkonferenz: zum Jubiläum auch Kritik
FestaktZum Zehnjährigen lobt die Regierung das Gremium. Liberale Muslime halten dagegen
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, die Debatte sei heute aufgeladener als vor zehn Jahren. Er verurteilte es als „empörend“, dass ausgerechnet am Vorabend des Festakts in Dresden zwei Sprengstoffanschläge verübt wurden. Einer davon galt einer Moschee. Gleichzeitig lobte de Maizière, dass es gelungen sei, in der Islamkonferenz Vertrauen aufzubauen und Tabus zu brechen. Er verwies auf Fortschritte der institutionellen Verankerung des Islams beispielsweise durch den muslimischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen in mehreren Bundesländern.
De Maizière unterstrich, Deutschland sei ein religiös neutraler, aber kein laizistischer Staat. „Handeln aus einem gelebten Glauben heraus soll wirken“, sagte er. Das gelte auch für Muslime: „Ihre Religionsfreiheit gehört zu Deutschland.“
Zum zehnten Geburtstag der Islamkonferenz gehörte aber auch, anzusprechen, was noch nicht erreicht ist, für Kritik sorgt und neu zum Problem wird. So sind die muslimischen Verbände – mit Ausnahme der Ahmadiyya – in noch keinem Bundesland als Religionsgemeinschaften anerkannt. Die Gleichbehandlung mit den Kirchen sei ein Anspruch und ein Recht der Verbände, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek. De Maizière entgegnete, dazu müssten die Voraussetzungen vorliegen. Dazu gehört Transparenz über die Struktur der Verbände, deren Gemeinden in der Regel keine Mitgliedsregister führen. Weiter bleibt unklar, wie viele der geschätzt mehr als vier Millionen Muslime in Deutschland sie vertreten.
Die Publizistin Sineb El Masrar kritisierte, in der Islamkonferenz seien durch die Verbände vor allem konservative Ansichten vertreten. Mazyek warf sie in einer Diskussion beim Festakt vor, auch salafistische Positionen in seinem Verband zu dulden. Tuba Isik, Religionspädagogin an der Universität Paderborn, kritisierte, die Bedürfnisse von Frauen würden in der Islamkonferenz nicht berücksichtigt.
Nicht zuletzt wurde das Jubiläum der Konferenz auch überschattet von der Diskussion über den der türkischen Regierung nahe stehenden Islamverband Ditib. Gleichzeitig Religionsgemeinschaft, politischer Lobbyist und Außenstelle eines anderen Staats zu sein, funktioniere nicht, sagte de Maizière. Die erfolgreiche Zusammenarbeit des Verbands in zehn Jahren wolle er dennoch nicht „in die Tonne kloppen“, sagte er.
Der Ditib-Vertreter Bekir Alboga, der selbst eine Rede beim Festakt hielt, ging auf diese Debatte nur indirekt ein. Er kritisierte, Muslime würden als Vertreter fremder Staaten gebrandmarkt, und argumentierte, der Islam brauche seine Herkunftskultur, ein „historisches Bezugssystem“. Ein „dekulturierter“ Islam sei schwächer und anfälliger für Radikalisierung, sagte er.
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