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3.000 Jobs erstmal sicher

KONZENTRATION Branchenriese Allianz hat großes Interesse an der öffentlich-rechtlichen Versicherung Provinzial. Auch wenn der Verkauf nun vertagt wurde, bleibt die Kieler Landesregierung skeptisch

Bis Ende März 2013 soll eine Fusion mit der Provinzial Rheinland ausgelotet werden

Die Landesregierung in Kiel ist gegen einen Verkauf der öffentlichen Provinzial-Versicherung an einen Konkurrenten wie die Allianz: Das machte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) gestern in Kiel klar. „Das Land steht einem möglichen Verkauf sehr, sehr skeptisch gegenüber“, sagte er. Seine Regierung aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband könne sich nur ganz schwer vorstellen, dass die Provinzial aus der öffentlich-rechtlichen Struktur herausgelöst werde.

Derweil hat sich eine Entscheidung über die Zukunft der Provinzial bis ins kommende Jahr vertagt: Ein milliardenschwerer Übernahmevorstoß für die Provinzial Nordwest, an der unter anderem die schleswig-holsteinischen Sparkassen beteiligt sind, ist erstmal vom Tisch. Bis Ende März 2013 solle zunächst eine Fusion mit der Provinzial Rheinland ausgelotet werden, teilte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in Düsseldorf mit. Die Gespräche mit anderen Interessenten werden bis dahin auf Eis gelegt. Eigner der Provinzial Nordwest sind neben Sparkassen in Schleswig-Holstein weitere in Westfalen und Ostdeutschland sowie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe.

Nachdem dieser sich gegen die Übernahme gewehrt hatte, soll die Allianz laut Medienberichten ihr Kaufangebot auf deutlich mehr als 2,25 Milliarden Euro erhöht haben. Für den Fall eines Verkaufs an die Allianz rechnen Betriebsräte und Ver.di mit dem Aus für die Provinzial Nordwest. Es geht dabei um 3.000 Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg.

Mit dem nun möglicherweise vertagten Konflikt will sich in dieser Woche auch das Landesparlament in Schleswig-Holstein befassen. Die SPD-Fraktion hat eine aktuelle Stunde für die Landtagssitzung beantragt: „Kein Ausverkauf der Provinzial“. Einen möglichen Verlust Tausender Arbeitsplätze, so SPD-Fraktionschef Ralf Stegner, „können wir nicht hinnehmen“.  (dpa)

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