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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Einen seiner besten Filme, den trotz goldenem Berlinale-Bären vergleichsweise unbekannten „Cul-de-sac“, drehte Roman Polanski 1966 auf der britischen Insel Lindisfarne: Zwei verwundete Gangster nehmen nach einer schiefgelaufenen Unternehmung den Besitzer eines Schlosses und seine Frau als Quasi-Geiseln und erhoffen sich Rettung durch ihren Boss. Während sie alle auf den ominösen Katelbach warten, erkundet der Film auf tragikomische Weise die sich ständig verschiebenden Machtverhältnisse in der kleinen Gruppe, die bei Flut vom Festland abgeschnitten ist. Tolle Schauspieler (Donald Pleasence und Françoise Dorléac als Schlossbesitzer, Lionel Stander als Gangster), ein Jazz-inspirierter, ziemlich sixtiesmäßiger Soundtrack von Krzysztof Komeda und die immer absurder werdende Situation auf der Insel machen „Cul-de-sac“ zum stilvollen intellektuellen Erlebnis (18. 9., 20 Uhr, OF, Arsenal 1).

Ein Klassiker des deutschen Stummfilms ist Lotte Reinigers Scherenschnittfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“, der jetzt aus Anlass des 125-jährigen Bestehens des Bundes Deutscher Orgelbaumeister e. V. mit Anna Vavilkina an der Kino­orgel des Babylon Mitte gezeigt wird. In dem Film, dem Motive der Märchen von „1001 Nacht“ zugrunde liegen, fanden rund 100.000 einzeln animierte Silhouettenbilder Verwendung, in denen Prinz Achmed u. a. die schöne Pari Banu aus der Hand von Dämonen befreit. Reinigers filigrane Scherenschnitte sind unverwechselbar, als besonders charakteristisch fallen die abwehrenden Handbewegungen ihrer Figuren ins Auge. Für Kinder und Jugendliche ist der Eintritt zur Veranstaltung frei (16. 9., 15 Uhr, Babylon Mitte).

Dreh- und Spielort der frühen Nouvelle-Vague-Filme ist natürlich Paris. So auch in Eric Rohmers Langfilmdebüt „Le signe de lion“ (1959/62), in dem ein amerikanischer Bohemien zum Obdachlosen wird, als er eine erwartete Erbschaft nicht erhält. Weil alle seine Freunde in die Ferien gefahren sind, hat er keinen, an den er sich wenden kann. In erster Linie ein kühler Streifzug durch das sommerliche Paris, beschäftigt sich der Film mit alltäglichen Dingen, die durch die Notlage der Hauptperson eine andere Dimension bekommen (15. 9., 17 Uhr, OmU, Filmmuseum Potsdam).

Den Abschuss der Douglas-Sirk-Retro im Zeughauskino bildet das ebenso exquisite wie böse Melodrama „Written on the Wind“: eine irre Geschichte um einen impotenten Ölmillio­när, seine liebende Gattin und den etwas zu viril erscheinenden besten Freund. Und dann gibt es da noch die nymphomanische Schwester … (18. 9., 20 Uhr, OF, Zeughauskino)

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