Bad Salzuflener Schule: Im Kurort
Hamburger Soundtrack
von Nils Schuhmacher
Die Parallelen sind auf den ersten Blick verblüffend: Beide sind Sänger, Gitarristen und Texter bekannter Hamburger Bands. Beide haben ein Buch geschrieben. Beide sind aktuell als Solokünstler unterwegs. Und auf den Debütalben der beiden sieht man: jeweils sie selbst.
Dann aber treten die Unterschiede hervor. Frank Spilker, der Sänger der Sterne, lässt in seinem Roman einen Freelancer aus dem Kreativbereich erst durchs verödende Hamburg, dann durch einen Kurort stolpern. Jochen Distelmeyer von der Gruppe Blumfeld verlegt seinen Protagonisten natürlich nach Berlin, wo er natürlich auch bleibt. Um die Zentrierung auf die Person zu brechen, versteckt Distelmeyer sich auf dem Cover seiner Platte hinter einer großen Kaugummiblase, Frank Spilker hängt ein kollektivierendes „Gruppe“ hinter seinen Namen.
Aktuell treten beide mit ‚Sampling’-Konzepten an. Spilker präsentiert eine Mischung aus Buch-Lesung und Liedern der ‚Hauptband’, der ‚Soloband’ und des ‚echten’ Solotums (24.9., 20 Uhr, Polittbüro). Distelmeyer beschäftigt sich mit der Interpretation von Lieblingsliedern, zum Beispiel von Britney Spears, aber auch anderem Schönen (27.9., 20 Uhr, Knust).
Bei allen Unterschieden darf man aber sagen: Es hat etwas Tröstliches, dass es beiden auf unterschiedliche Weise gut gelungen ist, sich der fortschreitenden Verblödung der deutschen Popkultur zu entziehen. Wo sie das gelernt haben könnten? Vielleicht auch ein bisschen in jenem westfälischen Kurort, in dem sie aufgewachsen sind. Und wer sie beide dort mal zusammen erleben will: Im Rahmen des Unerhört Filmfestivals zeigt der Film „Fast Welt Weit“ die Anfänge der Bad Salzuflener Schule (23.9., 18 Uhr, East Hotel).
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