Frankreichs Wirtschaftsminister Macron: Rücktritt im Wahlkampf
Der 38-jährige Emmanuel Macron soll Ambitionen auf eine Präsidentschaftskandidatur haben. Sein Rücktritt wird in jedem Fall als Rückschlag für Hollande gewertet.
Der frühere Investmentbanker und Hollande-Berater war vor zwei Jahren überraschend zum Wirtschaftsminister ernannt worden und verfolgt eine unternehmerfreundliche Reformpolitik. Aus seiner Feder stammt ein im vergangenen Jahr verabschiedetes Reformgesetz, das unter anderem den Busfernverkehr liberalisierte und die Regeln zur Sonntagsarbeit lockerte.
Bei den Franzosen genießt der parteilose Minister mit dem gewinnenden Lächeln hohes Ansehen. Bei den regierenden Sozialisten eckte er aber immer wieder an, unter anderem, weil er die 35-Stunden-Woche offen in Frage stellte.
Im April gründete Macron dann seine eigene politische Bewegung „En marche!“ (in etwa: Vorwärts!„), mit der er nach eigenen Worten eine neue “Dynamik„ gegen Reform-“Blockaden„ in Frankreich schaffen will. Seitdem sind die Spekulationen über eine mögliche Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Frühjahr nicht abgerissen. Macron selbst hat die Spekulationen mit zweideutigen Äußerungen und Auftritten immer wieder angeheizt.
Rückschlag für Hollande
Er zog sich deswegen den Unmut von Premierminister Manuel Valls zu. Hollande selbst rief Macron wiederholt zur Ordnung und forderte von ihm bedingungslose Solidarität mit der Regierungspolitik.
Zuletzt mehrten sich die Gerüchte, Macron werde aus der Regierung ausscheiden, um wieder mehr Freiräume zu gewinnen. Ob er wirklich bei den Präsidentschaftswahlen 2017 antreten wird, ist noch offen.
Ein Minister bezeichnete den Rücktritt des 38-Jährigen am Dienstag als neuen Rückschlag für Staatschef Hollande. Ein anderer Minister sagte dagegen, immerhin würden nun die „Dinge klargestellt“.
Der bei den Franzosen höchst unbeliebte Hollande will erst im Dezember bekanntgeben, ob er bei den Präsidentschaftswahlen im April und Mai 2017 für eine zweite Amtszeit kandidiert. Umfragen sagen ihm derzeit kaum Chancen voraus, überhaupt in die Stichwahl zu kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!