Silke Mertins über den zurückgedrängten „Islamischen Staat“: Die Terrorgefahr im Westen steigt
Endlich einmal positive Nachrichten im Kampf gegen den „Islamischen Staat“: Die Terrormiliz konnte so weit zurückgedrängt werden, dass ihr Herrschaftsgebiet, das sie großspurig Kalifat zu nennen pflegt, erheblich zusammengeschrumpft ist – so sehr, dass sie in Syrien nun auch von den Nachschubwegen abgeschnitten ist. Für die Frauen, die nun ihre Vollverschleierung herunterreißen, und die Männer, die ihre Bärte abrasieren können, ist das tatsächlich eine großartige Nachricht.
Doch niemand sollte der Illusion verfallen, dass die Gefahr gebannt oder auch nur verringert ist, im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit von Terroranschlägen steigt nun ganz erheblich. Die jüngsten Attentate in Irak und Syrien mit weit über 50 Toten sind lediglich Vorboten dessen, was nun folgen wird. Mit Attacken und Explosionen aller Art wird der IS unter Beweis stellen wollen, dass er keineswegs geschwächt oder geschlagen ist.
„Da’esch“, wie die arabische Abkürzung lautet, verfolgt eine flexible und bislang erfolgreiche Strategie: Wenn es an der einen Front schwierig wird, marschiert man an einer anderen weiter. Ein Richtungswechsel wird dabei nicht als Niederlage empfunden. Dschihadisten denken in anderen zeitlichen Kategorien als die Führungen westlicher Demokratien. Wenn es schwieriger wird, die eroberten Gebiete zu halten, werden die radikalen Islamisten ihr mörderisches Treiben eben eine Zeit lang wieder schwerpunktmäßig mit terroristischen Mitteln umsetzen.
Im Westen, insbesondere in Europa, steigt damit die Gefahr von Terroranschlägen besonders drastisch. Der IS wird seinen Status als führende Dschihadisten-Organisation um jeden Preis verteidigen wollen. Als besonders geeignet dafür gelten in diesen radikalen Kreisen Anschläge auf prestigeträchtige Ziele. Da Tote in Syrien oder Irak international kaum zur Kenntnis genommen werden, kann man sich unschwer vorstellen, wer und was nun ins Visier genommen wird.
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