Zu Gast beim Bundesnachrichtendienst: Ein Happen für kleine Spione
Beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung gab sich auch der BND offen. Wenigstens ein bisschen – die Türen zu den Gebäuden blieben verschlossen.
Echte Spione bleiben lieber im Schatten, war auf einem Plakat zu lesen, das als Informationsmaterial für die Besucher auslag. Daneben Malhefte: „Spini, der kleine Spion“ zum Mitnehmen für die Kinder. Auf der gegenüberliegenden Seite in einer Glasvitrine eine vergilbte Sprengstoffweste. Etwas weiter gab es eine glänzende Metallröhre zu sehen. Es handele sich um eine Gasultrazentrifuge zur Anreicherung von Uran, erklärte BND-Sprecher Martin Heinemann. Woher sie kommt? Heinemann lachte. Die Röhre sei extra so drapiert, dass keine Rückschlüsse auf die Herkunft gezogen werden können.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) gab sich am vergangenen Wochenende öffentlichkeitsnah. Zum ersten und einzigen Mal beteiligte sich Deutschlands Auslandsgeheimdienst am Tag der offenen Tür der Bundesregierung. Das 60-jährige Jubiläum des Dienstes und die Tatsache, dass der Neubaukomplex an der Chausseestraße in Mitte immer noch nicht von den Mitarbeitern bezogen ist, machten es möglich.
Ursprünglich wollte der BND die Zentrale schon 2013 nach Berlin verlegen. Baubeginn war bereits 2006, im selben Jahr also wie beim Flughafen Berlin-Brandenburg (BER). Woran die Verzögerung beim BND hängt, ist nicht so richtig klar. Immerhin: Die Brandschutzanlage sei inzwischen abgenommen, war am Sonntag zu erfahren. Mittlerweile sind die Baukosten von 730 Millionen Euro auf 1 Milliarde gestiegen.
Auch sonst braucht sich der BND nicht über mangelnde Pleiten, Pech und Pannen zu beklagen. Erst wurden die Baupläne geklaut und veröffentlicht. Im März 2015 stand ein Teil des Südflügels unter Wasser, weil Unbekannte sechs Wasserhähne abgeschraubt hatten. Der Schaden wurde auf eine Million Euro geschätzt. Der „Watergate“ wurde nie aufgeklärt.
Hinter einer Doppelzaunreihe und einem Graben erhebt sich auf einer 35 Fußballfelder entsprechenden Fläche ein aus einem Haupt- und mehreren Nebengebäuden bestehendes Monument aus Stein und Stahl. Erbaut hat es das Architekturbüro Jan Kleinhues. Vorher befand sich auf dem Gelände an der Chausseestraße das „Stadion der Weltjugend“. Heute prallt der Blick auf auf beige 30 Meter hohe Wände und mannshohe getönte Fensterscheiben, hinter denen sich sich 11 Quadratmeter große Büros verbergen. Riesige Kiefern, die eine Baumschule in Brandenburg geliefert hat, wurden auf der Seite zur Chausseestraße eingepflanzt – um der Architektur die Wucht zu nehmen. Der Eindruck ist eher, dass sie wie Fremdkörper wirken. Nur im Logistikhof im Nordflügel arbeiten bereits 200 Leute. Sie sind auch für die Eingangskontrollen zuständig und röntgen angeblich jede Klorolle. Nach dem Umzug sollen dort 4.000 Menschen arbeiten. Die übrigen 1.200 BND-Mitarbeiter bleiben in der alten BND-Zentrale in Pullach bei München.
14.000 Fenster, 12.000 Türen, listete beim Rundgang BND-Sprecher Michael Söderblom auf. Wobei Rundgang hieß: immer in 50er-Gruppen einmal auf der Feuerwehrumfahrt um die Häuser rum. In die Gebäude selbst kam keiner rein. Auch fotografieren war verboten.
Mit mehreren Tausend Besuchern war der Andrang am Wochenende deutlich höher als vom BND erwartet. „Einmal in das Geheimste vom Geheimen gucken“, sagte ein junger Mann zur Begründung. „Viel zu sehen bekommen wir vermutlich nicht“, schob er hinterher. „Aber dann kann man wenigstens sagen, man war beim BND.“
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