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LARS PENNING
Natürlich ist es nicht originell, zur Advents- und Weihnachtszeit im Kino Weihnachtsfilme zu zeigen. Nur: wann sonst? Außerdem ist Originalität an derartigen Festtagen sowieso nicht gefragt, sondern das verlässliche Abspulen von Ritualen, von denen man hofft, sie würden die schönen Erinnerungen der Kindheit zurückbringen, als man Adventsbasteleien, glitzernde Lichter und mysteriöse Bescherungen noch mit frohem Staunen betrachtete.
Wie die von Brian Henson inszenierte „Muppets-Weihnachts-Geschichte“ (1992): eine auf Charles Dickens Klassiker „A Christmas Carol“ beruhende – ursprünglich sozialkritische – Besinnungsstory, in der der geizige Geschäftsmann Ebenezer Scrooge durch drei Weihnachtsgeister einen Rückblick auf sein bisheriges Leben erhält und dabei von den Auswirkungen seiner Hartherzigkeit erfährt. In der Muppet-Version ist Kermit im Büro von Scrooge (Michael Caine) angestellt, muss jedoch mit Frau (Miss Piggy) und den Kindern darben, weil sein Arbeitgeber keinen Mindestlohn kennt. Natürlich geht alles gut aus, somit ist die charmante Mischung aus Sentimentalität und parodistischen Elementen auch für Kinder geeignet. (13. 12.–15. 12., 18. 12.–19. 12. Kino Kiste)
In „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ tritt dagegen ein moderner Weihnachtsmann auf den Plan: jung und unbekümmert, ein Rebell gar, der sich der drohenden Totalkommerzialisierung des Festes tapfer entgegenstemmt. Historisch betrachtet ist das zwar kaum haltbar, es war ja der Weihnachtsmann, der (nicht zuletzt dank einer Werbekampagne von Coca-Cola) traditionelle Figuren wie das Christkind und Knecht Ruprecht in Rente geschickt hat –, aber ein hübsches Abenteuermärchen ist Regisseur Oliver Dieckmann nach einem Kinderbuch von Cornelia Funke dennoch gelungen. Gemeinsam mit Niklas Julebukk (Alexander Scheer) tauchen Ben und Charlotte ein in eine fantasievolle Weihnachtswelt mit magischen Bauwagen, einem unsichtbaren Rentier und einem mächtigen Feind, den es zu besiegen gilt. (16. 12.–17. 12. Kino Kiste)
Das Arsenal widmet Martin Scorsese gerade eine Retro. Als Übergang fällt mir da allenfalls das etwas kindliche Gemüt des Boxchampions Jake La Motta ein, dessen Lebensgeschichte der Film „Wie ein wilder Stier“ (1980) erzählt. Um den alternden La Motta darzustellen, fraß sich Robert De Niro jede Menge Kilos an, was manche Leute ja für große Schauspielkunst halten. Mir ist die Exzessivität des italo-amerikanischen Method Acting immer etwas fremd geblieben, doch das nimmt Scorseses mythenzerstörerischem Blick auf Amerika letztlich nichts weg. (OF, 13. 12. Arsenal)
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