Hinter den Bergen: Zur Party an den Strand
Riologie
Aus Tijuca
Andreas Behn
Manchmal wirkt es so, als ob Rio de Janeiro nur aus zwei Stadtteilen besteht. Besser gesagt drei, denn seit Olympia kennt die Weltöffentlichkeit auch Barra, gut 20 Kilometer von Zentrum entfernt, in dem die meisten Sportstätten und das Athletendorf erbaut wurden. Zum einen aber gibt es das Rio, das die Besucher kennenlernen, wo weiße Sandstrände am Fuß von grünbewachsenen Felsbergen locken, wo die Reichen leben und wo Vinicius de Moraes das berühmte „Girl from Ipanema“ sah und besang: genannt, schlicht: Gwzona sul, die Südzone.
Der andere Stadtteil wird Favelas genannt. Von dort soll der Samba stammen, die Funk-Subkultur, angeblich auch die Drogen und Kriminalität, und in den zur Fußball-WM befriedeten Vierteln mit dem berauschenden Blick aufs Meer gibt es inzwischen jede Menge coole Hostels. Im Stadtteil Favelas, der aus über 750 Vierteln besteht, leben vielleicht 1,5 Millionen Menschen, ein Viertel der gut sechs Millionen Cariocas. In der Südzone weniger als eine Million.
Nah liegt nun die Frage, wo denn die Restlichen wohnen. Deren Stadtteile liegen meist hinter den strandnahen Bergketten. Die Temperatur ist mangels Meeresbrise mindestens zwei Grad wärmer, was im Sommer recht unangenehm ist. Es ist das ganz normale Rio, weniger spektakulär und aufregend.
In dieser Stadtgegend liegt immerhin das Maracanã, das Leichtathletik-Stadion. Auch einige der neuen olympischen Schnellbustrassen durchschneiden die Region. Doch Olympia ist hier noch nicht angekommen, keine Besucherströme, kaum Journalisten. Das wird so bleiben und sei auch gut so, sagen viele der Bewohner. Bitte keinen Trubel! Natürlich haben einige Lust auf die globale Gastgeberrolle. Dann fahren sie einfach zum Strand und machen bei der Party mit. Das war schon bei der WM so: Die Besucher bringen die Stimmung mit, die Brasilianer feiern gern mit.
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