Polizei überführt Waffenlieferanten

Münchner Amokschütze Als Kunden getarnte Ermittler nehmen verdächtigen Händler in Marburg fest

FRANKFURT taz | Der Lieferant der Waffe, mit der am 22. Juli der Amokschütze von München neun Menschen und anschließend sich selbst erschossen hat, ist offenbar gefasst. Bei einem fingierten Waffendeal nahm die Polizei im hessischen Marburg am Dienstag einen 31-Jährigen fest. Der Händler wollte den als Kunden getarnten Ermittlern eine Maschinenpistole mit vier Magazinen und eine Glock 17 mit Munition übergeben. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei später ein „beachtliches“ Lager an Waffen und Munition, die sie am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Frankfurt präsentierte. Die Polizei stellte nach den Hinweisen des Verdächtigen in Köln eine unter einer Verkehrsinsel vergrabene Kiste mit Waffen sicher. Am Mittwoch sollte der Verdächtige in Marburg dem Haftrichter vorgeführt werden, hieß es.

Fahnder der Zentralstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität waren im Darknet zunächst auf zwei Kunden dieses Waffenhändlers gestoßen, einen 17-jährigen Waffennarr aus Nordhessen und einen 62-jährigen Buchhalter aus NRW. Über den älteren der beiden Kunden stellte die Polizei einen Kontakt mit dem Händler her. Hilfreich war dabei, dass der Mann nicht, wie sonst im Darknet üblich, eine anonyme Zahlungs- und Übergabemethode wählte. Er kam, wie zuvor vereinbart, persönlich zu dem Treffen vor dem Marburger Busbahnhof. Neben den bestellten Waffen hatte der Mann eine durchgeladene Pistole bei sich, vermutlich „zur Eigensicherung“. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, den Lieferanten der Münchner Tatwaffe, ebenfalls einer Glock 17, festgenommen zu haben. Vor dem Scheindeal mit der Polizei habe sich der Waffenhändler sogar damit gebrüstet, die Münchner Tatwaffe geliefert zu haben, so die Ermittler. Nach ihren Recherchen hat der spätere Amokläufer bei dem Verdächtigen am 20. Mai Munition und am 18. Juli die Waffe abgeholt. Christoph Schmidt-Lunau