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Prozess & Rache

Die Verfolgung von Kriegsverbrechern hatte in Israel offiziell nie einen Stellenwert. Der Judenstaat interessierte sich stets mehr für seine Feinde von heute als für alternde Nazis. Nur ein einziger Kriegsverbrecher ist je in Israel verurteilt worden: der Organisator der Judendeportation, Adolf Eichmann. Er wurde 1962 hingerichtet. Der zweite Kriegsverbrecherprozess endete 1993 im Berufungsverfahren mit einem Freispruch für Iwan (John) Demjanjuk, Wachmeister von Treblinka.

Bereits während des Zweiten Weltkriegs gab es zahlreiche Formen jüdischen Widerstandes, wie etwa der Historiker Arno Lustiger 1997 in seinem Buch „Zum Kampf auf Leben und Tod“ (Kiepenheuer und Witsch, 9,95 Euro) dokumentiert. Über eines der nach Kriegsende gegründeten Rachekommandos berichten Peter Zinke und Jim G. Tobias in „Nakam. Jüdische Rache an NS-Tätern“ (Aufbau Taschenbuch Verlag, 2003, 8,50 Euro). Die in Nürnberg aktive Gruppe Nakam (Hebräisch: „Rache“) plante unter anderem, im Internierungslager Langwasser 120.000 SS-Angehörige durch Arsen zu vergiften.

Zinke und Tobias produzierten 1999 das TV-Feature „Die Rächer“, in dem zwei ehemalige Nakam-Rächer über ihre Aktionen berichten. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg nahm daraufhin gegen beide Rächer Ermittlungen wegen versuchten Mordes auf, stellte das Verfahren aber wieder ein.

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