Portrait: Der Inselschreiber
André Georgi wünscht sich „graue Wolken und kaltes Meer“ – und die wird er auf Sylt im Winter bestimmt auch bekommen. Zwei Monate lang wird der Autor auf der Nordseeinsel verbringen, als Inselschreiber. Denn der Schriftsteller und Drehbuchautor hat das 17. Sylt-Quelle-Literaturstipendium gewonnen. Dafür bekommt er 2.000 Euro und eben jenen zweimonatigen Aufenthalt auf der Insel.
„Ich finde es toll, ich kann in Ruhe arbeiten und in meinem eigenen Leben abtauchen“, sagt Georgi, der erst einmal auf der Insel war. „Ich habe keinen Bock auf die Touristen, deswegen werde ich wahrscheinlich in Januar schon hingehen.
Er mag es also einsam und das Thema Einsamkeit findet sich auch in der Geschichte, mit der Georgi sich als Inselschreiber beworben hat. Schreibt er sonst Krimis oder auch mal Drehbücher für den „Tatort“, entschied der gebürtige Kopenhagener sich dieses Mal für ein „lebendiges Porträt des romantischen Malers Caspar David Friedrich“, wie er selbst sagt.
Entstanden ist eine Geschichte, die sich auf Friedrichs Gemälde „Mönch am Meer“ bezieht. „Am Rand“ heißt diese Geschichte – genau wie das Thema, das die Stiftung dieses Jahr ausgesucht für den Wettbewerb ausgesucht hatte. Georgi mochte das Thema und entschied daher, zum ersten Mal an dem Wettbewerb teilzunehmen. Und die Jury wählte Georgis Rand-Geschichte aus circa 180 Kandidaten als die beste aus.
In dem berühmten Gemälde „Mönch am Meer“ steht eine männliche Figur am Ufer des Meeres: also buchstäblich am Rand. „Das Bild hat den Maler selbst an den Rand gebracht“, sagt Georgi, um zu erklären, wieso er sich er sich für diese Geschichte und dieses Bild entschieden hat. „Im Laufe des Malens ist er in sein eigenes Trauma zurückgekehrt und das Bild ist trauriger geworden.“ Georgi bezieht sich in seinem Text auf die Geschichte von Caspar David Friedrich und besonders auf den Tod von dessen Bruder – der war im Meer ertrunken.
Dieses psychologische Drama um den ertrunkenen Bruder hat dem Maler Friedrich aber Erfolg gebracht. Caspar David Friedrich wurde für „Mönch am Meer“ von den wichtigsten Denkern seiner Zeit gelobt, wie zum Beispiel Goethe oder Brentano.
Nun wird der Schriftsteller André Georgi von der Jury gelobt. Ihm sei „eine eindrucksvolle erzählerische Annäherung an den Maler gelungen“, da sein Text „auf überzeugende Weise Bildbeschreibung und Biografie verbindet“.
Woran Georgi während seiner Zeit auf Sylt genau arbeiten wird, will er noch nicht sagen. Nur so viel: Er schreibt an einem Roman, aber das Thema verrät er nicht. ANNA DOTTI
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen