: Ungereimtheiten nach dem Anschlag in Dhaka
BANGLADESCH Von den fünf Festgenommenen ist inzwischen einer tot, zwei weitere sind vermisst
Dennoch bleiben Fragen offen. So erklärte die Familie eines der Vermissten, eines bengalischen Studenten der Universität Toronto, sie habe versucht, ihm während seines Gewahrsams medizinische Versorgung und juristischen Beistand zukommen zu lassen, und sei abgewiesen worden. Zudem dürfen Personen in Bangladesch ohne richterlichen Beschluss nicht mehr als 24 Stunden festgehalten werden. Der andere Vermisste war Dozent an einer Universität in Bangladesch, an der einer der Angreifer studierte. Er wurde am Morgen nach dem Anschlag von den Angreifern freigelassen.
Der Vater des Toten fordert jetzt eine Untersuchung. Der 18-Jährige arbeitete als Küchenhilfe in dem Restaurant, das Ziel des Anschlags war. Dem Vater zufolge habe sein ganzer Körper „Folterspuren“ aufgewiesen. Bei einem Krankenhausbesuch habe sein Sohn ihn und seine Mutter nicht erkannt.
Am 2. Juli hatten mehrere bewaffnete Dschihadisten das Restaurant im Nobelviertel in Dhaka gestürmt. Während der Nacht töteten sie vor allem Ausländer, aber auch Bengalen, die keine Suren aufsagen konnten. Am Morgen ließen sie acht Geiseln frei. Als Soldaten daraufhin das Restaurant stürmten, befreiten sie fünf weitere Menschen und erschossen sechs. In sozialen Medien bekannte sich der „Islamische Staat“ (IS) zum Anschlag. Der sechste Tote wurde später als Pizzakoch des Restaurants identifiziert. Laut offiziellen Angaben wurde Inzwischen ein sechster Verdächtiger festgenommen.
Nach dem Anschlag hat die Regierung Bangladeschs angeordnet, dass Schüler und Studenten, die zehn Tage der Schule oder Universität fernblieben, gemeldet werden müssen. Grund dafür ist, dass drei der Angreifer des Restaurants bereits seit mehreren Monaten verschwunden waren. Laut Polizeiangaben sind inzwischen mehr als 100 Jugendliche als vermisst gemeldet, die meisten seien seit Januar 2015 verschwunden. Die Morde der IS-Gruppe in Bangladesch begannen im Herbst 2015.
Weil zwei der Angreifer in sozialen Medien dem fundamentalistischen indischen Prediger Zakir Naik folgten, soll nun dessen Fernsehsender Peace TV in Bangladesch verboten werden. Außerdem will die Regierung die Predigten von Imamen bei Freitagsgebeten überwachen, um festzustellen, ob diese „den Islam falsch interpretieren und Militanz ermutigen“.
In Bangladesch sind zwei rivalisierende Terrorgruppen aktiv. Ansar al-Islam versteht sich als Ableger von al-Qaida, während die IS-Gruppe aus der früheren Dschamaat-ul-Mudschaheddin Bangladesch hervorgegangen ist. Beide Gruppen haben seit 2013 mehr als 70 Menschen getötet. Während die Al-Qaida-Gruppe vor allem Atheisten und Säkulare tötet, ermordet die IS-Gruppe Angehörige religiöser Minderheiten sowie Ausländer. Der Anschlag vom 2. Juli war der bislang blutigste. (mit ap, afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen