Wenig Raum für Konfrontation

Demo Beim Protest gegen die Teilräumung der Rigaer94 bleibt die befürchtete Randale aus

BERLIN taz | Fast bittend klingt es aus dem Lautsprecherwagen: „Denkt daran, die Demo ist nicht alles!“, fordert eine Frauenstimme die DemonstrantInnen immer wieder auf. Rund 3.500 Menschen sind dem Aufruf des Ende Juni teilgeräumten Hausprojekts Rigaer94 gefolgt und haben sich am Samstagabend in Berlin-Friedrichshain eingefunden, um gegen die Räumung im Speziellen und die „neoliberale Stadtumstrukturierung“ im Allgemeinen zu protestieren. So formuliert es ein Redner zu Beginn der um 21 Uhr startenden Demonstration. Dass es dabei nicht nur um Inhalte geht, sondern vor allem auch um die Konfrontation mit der Polizei, ist von Beginn an klar. Diese ist zwar mit rund 1.800 zum Teil aus anderen Bundesländern herangezogenen BeamtInnen zahlreich vertreten, hält sich allerdings auf der kreuz und quer durch Friedrichshain führenden Demostrecke eher zurück: Der Großteil der Einsatzkräfte ist in den Nebenstraßen der Route positioniert, die Demonstration läuft zu Beginn ohne direkte Polizeibegleitung.

Damit gibt es wenig Gelegenheit für Konfrontationen. Als die Spitze der Demonstration vor der Rigaer94 ankommt, gibt es dann doch erste Auseinandersetzungen mit der Polizei, auch Steine fliegen. Doch die Lage beruhigt sich wieder, die Demonstration kann weiterziehen.

Mit Einbruch der Dunkelheit macht sich zunehmend Unruhe unter den zum Großteil schwarz gekleideten DemonstrantInnen breit. Außergewöhnlich aggressiv ist die Stimmung aber nicht.

Nachdem die Demonstration bereits beendet ist, liefern sich die verbleibenden DemonstrantInnen dann doch noch heftigere Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die fliegenden Flaschen treffen zum Teil auch DemonstrationsteilnehmerInnen. 123 verletzte BeamtInnen zählt die Polizei, 86 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Im Laufe der Nacht brennen in Berlin mehrere Autos – zur Deeskalation im Konflikt um die Rigaer94 hat dieser Samstag nicht beigetragen. Doch die im Vorfeld geschürten Randale-Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Malene Gürgen