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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Mit „The Iron Horse“ drehte John Ford 1924 den ersten epischen Western, der vom Bau der transkontinentalen Eisenbahn in den 1860er Jahren erzählt: Während die Union Pacific die Gleise nach Westen vorantreibt, baut die Central Pacific eine Eisenbahnlinie von der Westküste nach Osten. Den dramatisierten Blick auf die historischen Ereignisse verbindet Ford mit der Geschichte des Scouts Davy Brandon (George O’Brien), der bei seiner Arbeit für die Eisenbahn eher zufällig den Mörder seines Vaters entdeckt. Es ist ein Film über den Fortschritt und alles, was da im Wege steht: die Natur mit ihren Bergen und Flüssen, aber auch die amerikanischen Ureinwohner, die vollkommen gesichtslos bleiben: ein natürliches Hindernis, das es zu überwinden gilt. Wie in den meisten Ford-Filmen liegen Tragisches und Heiteres eng beisammen, und mit der Zeit verbinden sich all die verschiedenen Erzählstränge zu einem organischen Ganzen: der Bau der Bahn, finstere Intrigen, eine komplizierte Liebesgeschichte und die sehr dynamisch gefilmten Überfälle der Indianer auf das eiserne Pferd. Zu sehen beim Stummfilm um Mitternacht mit Anna Vavilkina an der Kino­orgel (9. 7., 24 Uhr, Babylon Mitte).

Von Flaneuren im Kino handelt die Magical History Tour des Arsenal-Kinos im Juli, und dazu gehört auch die junge Sängerin Cléo (Corinne Marchand) in Agnès Vardas „Cléo de 5 à 7“. Denn Cléo muss anderthalb Stunden auf das Ergebnis einer Gewebeuntersuchung warten, eine Zeitspanne, in der Varda die Aktivitäten der jungen Frau fast in Realzeit verfolgt. Flanieren auf den Boulevards und im Park, längere Taxi- und Busfahrten zum Appartement und zum Krankenhaus: Die kleine Reise der abergläubischen Cléo hin zu einer gelasseneren Weltsicht beschreibt in der Geografie von Paris einen Halbkreis, in dessen Scheitelpunkt mit dem Parc de Montsouris der Ort eines entscheidenden Zusammentreffens mit dem Soldaten Antoine steht, der am nächsten Tag zum Militärdienst nach Algerien abreisen muss. Am Ende des Weges steht Cléo ohne ihre Schutzschichten zwar verletzlicher da, aber auch menschlicher (11. 7., 19.30 Uhr, Arsenal 1).

Verständigung und Respekt mitten im Krieg? In Jean Renoirs „La Grande Illusion“ (1937) ist das eine Selbstverständlichkeit. Immer wieder kreuzen sich die Wege zweier feindlicher Offiziere im Ersten Weltkrieg, ohne dass Hass und Bitterkeit aufkommen. Denn Renoir vertrat ganz grundsätzlich die Ansicht, dass Menschen mit gleichen Erfahrungshorizonten sich immer und überall auf der Welt verstehen (8. 7., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

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