Nicht nur bio, auch regional

ESSEN Dank der Initiative regionaler Bauern werden Bremer Bio-Rinder nun auch vor Ort geschlachtet, verarbeitet und an Mensen geliefert

In Kitas, Schulen und öffentlichen Einrichtungen soll Fleisch „zunehmend aus ökologischer Tierhaltung angeboten werden“, heißt es im rot-grünen Koalitionsbeschluss. Das Ziel ist bescheidener als die Forderung des Agrarpolitischen Bündnisses (ABB), dessen Bürgerantrag ein Konzept fordert, mit dem Bremen bis 2020 die gesamte öffentliche Gemeinschaftsverpflegung auf „nachweislich artgerechte Tierhaltung“ umstellen soll. Trotzdem ist Bremen jetzt einen guten Schritt weiter gekommen.

Ökologisch sollte auch regional bedeuten, und da hatte Bremen bisher ein Problem: Es fehlte ein bio-zertifizierter Schlachter und ein Verarbeiter vor Ort: „Man kann schließlich keine kompletten Rinderhälften an Kita-Küchen schicken“, sagt Jens Tittmann, Sprecher von Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne), dessen Ressort „BioStadt Bremen“ koordiniert. Das Problem scheint nun gelöst.

Denn: Aufgrund der gemeinsamen Initiative der Bio-Hofmolkerei Dehlwes in Lilienthal, die aktiv ist im BioStadt-Projekt und Bio-Bauern aus dem Blockland, die ihre Tiere nicht hunderte Kilometer zum Schlachten ins Umland transportieren wollten, sind jetzt zwei Betriebe gefunden worden,. die regional schlachten und verarbeiten: Die „Schlachthof GmbH“ in Bremen-Nord hat sich zu diesem Zwecke zum Bio-Betrieb zertifizieren lassen und der Mühlenhof in Hagen im Bremischen verarbeitet künftig nicht mehr nur wie bisher Bio-Geflügel, sondern auch Bio-Rindfleisch und liefert es aus.

Der Umweltsenator hat am gestrigen Mittwoch die Hofmolkerei Dehlwes als erste Station seiner „Sommertour“ besucht, die alle vernetzten Betriebe umfassen wird. Mit dabei waren auch die künftige Kundschaft, also Caterer und Verantwortliche von Kita-Küchen wie Susanne Bastin vom Verein „Schulküchen Bremen“, der 15 Schulen in Bremen und Oldenburg mit Essen versorgt.

Bereits jetzt, sagt Bastin, bestehe das Essen an „ihren“ Schulen aus bis zu 80 Prozent Bioprodukten, „Dass wir jetzt regionales Rindfleisch anbieten können, ist toll, denn das war bisher wirklich ein Problem.“ Mehrkosten für Eltern seien bei der Umstellung auf Bio nicht das Problem, es gebe halt einfach weniger Fleisch: „Das Problem ist eher das Denken – hier muss ein Umbruch stattfinden.“ Und da, findet sie, habe sich in den letzten Monaten viel bewegt, „auch aufgrund des Bürgerantrags des ABB“.

Das sieht auch der Grünen-Abgeordnete Jan Saffe so, der als Mitglied der Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft den Zusammenschluss der regionalen Bauern und Produzenten als „Durchbruch“ bezeichnet: „Der Antrag“, sagt Saffe, „hat bereits ganz viel angestoßen.“ SCHN