EMtaz: Schweizer Trikot vor Polen-Spiel: Kaum kaputtzukriegen
In der Vorrunde gingen sieben Schweizer Trikots kaputt. Nun steht das nächste Spiel der Schweiz an. Was hält das Puma-Produkt aus? Ein Selbstversuch.
Nun also Polen. Werden die auch so zerren? Zur Erinnerung: Nach dem Remis gegen Frankreich am Sonntag zogen die Schweizer ins Achtelfinale ein. Viel spannender war für mich aber, dass vier Schweizer Puma-Trikots kaputtgegangen sind.
Passiert halt mal. Trikots zerreißt's. Aber gleich vier Stück in einem EM-Spiel? Das ist außergewöhnlich. Zeit also, um eine tiefergehende Recherche zu starten.
Ich suche den Berliner Puma-Shop am Potsdamer Platz auf, um herauszufinden, ob alle Schweizer Trikots derartige qualitative Mängel haben. Weil es früh am Montagmorgen ist, sind kaum Leute im Geschäft. Die Auswahl an Trikots ist groß. Unter anderem tragen bei der EM Italiener und Österreicher ein Puma-Jersey; auch Dortmund- und Arsenal-Leibchen hängen an den Kleiderbügeln. Interessiert mich aber alles nicht. Mein Objekt der Begierde ist das Schweizer Exemplar.
Ein netter Verkäufer bietet mir seine Hilfe an. Als er hört, dass es um den Kauf des am Vorabend so verhöhnten Teils geht, grinst er und sagt: „So etwas habe ich noch nie gesehen. Vier zerrissene Trikots in einem Spiel? Das hat mich schon gewundert. Normalerweise sollte sowas nicht passieren.“ Was soll er auch anderes sagen.
Mit Kinetikbändern oder ohne?
Was denn nun normal ist und was nicht, muss ich schon selbst rausfinden. Erstmal fragen, ob die Trikots, die im Shop verkauft werden, überhaupt mit der Orginalspielkleidung identisch sind. „Ja“, sagt der Verkäufer, „die Trikots bestehen aus demselben Material und haben dasselbe Design.“ Er weist aber darauf hin, dass die Herstellung anders sein könnte, weil die Trikots für Profispieler normalerweise eine Woche vor dem Turnier speziell für den jeweiligen Spieler hergestellt würden.
Manche Trikots haben Kinetikbänder, die wie Mikromassagen auf der Haut wirken. Die originalen Shirts sind zudem mit allerhand Firlefanz bestickt. Das könne den Stoff schwächen. Oder es handelt sich halt doch um eine Fehlproduktion. Dabei sind die Trikots in der Türkei hergestellt worden, wo Stoffe normalerweise qualitiativ hochwertig verarbeitet werden.
Ich schnappe mir ein Trikot und probiere es an. Sieht schon ein bisschen anders aus als das eines Profis. Der Verkäufer beteuert trotzdem, dass das Material das gleiche sei. Leider könne er kein Trikot mit Kinetikbändern zeigen, da sie diese nicht vorrätig hätten. Einem ersten kleinen Produkttest stimmt er zu. Die leichten Zupfer bewirken erstmal nichts. Bei Stufe 1 hält das Material, nichts reißt.
Sollte ich doch noch ein italienisches ausprobieren, nur um sicher zu gehen? Es gebe keinen Unterschied, meint der Verkäufer, alle hätten das gleiche Material. „Am Sonntag waren die Franzosen aber auch sehr aggressiv“, sagt er lächelnd. Stimmt, denke ich, die Italiener hatten bisher nur mit zarten Luschenteams zu tun.
„Mach es nicht kaputt!“
Ich gehe zur Kasse, kaufe das Schweizer Trikot und frage den Verkäufer: „Erwarten Sie nach dem letzten Spiel negative Auswirkungen auf den Verkauf der Trikots?“ – „Vor dem Turnier haben wir sehr viele verkauft“, sagt er, „und bis jetzt haben wir keine Reklamationen gehabt.“ Wie sich der Trikotverkauf weiter entwickeln wird, will er nicht prognostizieren.
Fakt ist: Jedes Schweizer Trikot wird ab sofort mit dem Frankreich-Match assoziert. Sollte sich sowas im Alltagsgebrauch wiederholen, ist ein Umtausch übrigens problemlos möglich. „Pass trotzdem darauf auf und mach es nicht kaputt!“, scherzt der Verkäufer.
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Der taz-Trikottest
Tatsächlich ist genau das mein Ziel. Zurück in der taz, versuchen meine Kollegen und ich alles, damit das Trikot reißt. Das ist schwerer als gedacht …
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