heute in Bremen: „Das ist Verwahrung“
Demo Ein Bündnis für bessere Kita-Qualität protestiert gegen größere Kita-Gruppen
39, ist Sprecher des Gesamtelternbeirats von Kita Bremen und der ZentralElternVertretung aller Kindertagesstätten
taz: Herr Seele, heute will die Bildungsdeputation darüber reden, wo neue Kita-Plätze herkommen sollen. Wie ist das Problem entstanden?
Andreas Seele: Der Senat hat erstens versäumt, rechtzeitig Plätze nachzurüsten – wir weisen seit Jahren darauf hin, dass die Planung von der Geburtenentwicklung überholt wurde. Die Träger haben auch angeboten, weitere Gruppen zu eröffnen und sogar neu zu bauen. Aber weil der Haushalt erst so spät beschlossen wurde, konnten sie nicht rechtzeitig beginnen.
Es liegt gar nicht an den Kindern der Geflüchteten?
Nein, aber dieses Argument wird genutzt, um Druck auf uns auszuüben. Niemand kann sagen, wie viele Kinder von Geflüchteten überhaupt in den Kitas angekommen sind – weil die Zahl so verschwindend gering ist.
Was schlagen Sie vor? 172 Kinder über drei haben in ganz Bremen keinen Platz bekommen.
Moment, es gibt noch über 400 Kinder auf den Wartelisten! Wir reden also über 600 Kinder, denen der Rechtsanspruch verwehrt wird. Wir sagen seit Dezember, dass wir Übergangslösungen in Containern oder Wohngebäuden brauchen.
Wäre es nicht besser, vorübergehend ein oder zwei Kinder mehr in die Gruppen aufzunehmen?
So wie ich den Senat kenne, wird das dann nicht mehr zurückgenommen. Und der Personalschlüssel ist ja heute schon schlecht. Eine Fachkraft für 20 Kinder, die an guten Tagen von einer Springkraft unterstützt wird. Selbst das ist ja auch nicht immer der Fall, weil die Ausfallquote heute schon hoch ist. Von frühkindlicher Bildung braucht man jetzt schon nicht mehr zu sprechen, das ist Verwahrung.
Was wäre besser?
Unsere Forderung ist, das Berliner Modell zu übernehmen. Das ist eine Stammbetreuerin für 17,5 Kinder in einer Gruppe und eine zweite Kraft.
Ein Traum ist das auch nicht.
Nein, aber realisierbar. Wenn wir einen Schlüssel von 1:10 oder besser fordern würden: Dafür gäbe es ja gar nicht genügend Fachkräfte. Interview:eib
Demonstration: 14.30 Uhr, Bürgerweide, Ende: 15.30 Uhr, Bürgerschaft
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