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Boulevard der BestenJutta Lietsch

Foto: Kathrin Windhorst

Moin“, ist das Erste, was man von Jutta Lietsch an einem normalen Arbeitstag hört. Diese Kollegin kommt aus Schleswig-Holstein. Sie ist das, was man den Leuten aus dem Norden gern nachsagt: zurückhaltend, gelassen, charmant und angenehm. Jutta Lietsch gehört seit vier Jahren der Schwerpunktredaktion (taz.eins) an, doch ihr erster im Archiv auffindbarer taz-Text datiert bereits aus dem Jahr 1989 und drehte sich um ein Passvergabesystem in Hongkong.

Ende der siebziger Jahre zog es die studierte Sozialwissenschaftlerin nach Asien, genauer nach Peking und Nanjing. Sie belegte einen Sprachkurs und befasste sich mit chinesischer Geschichte. In dieser Zeit schrieb sie ihr erstes von mehreren Büchern über diese Region. Zehn Jahre später landete sie als Asien­redakteurin bei der taz und berichtete aus und über so ziemlich alle Gebiete Asiens, gleich ob von den Philippinen, aus Kambodscha, Ost-Timor oder Nordkorea. Verwirrend manchmal für die KollegInnen in der Heimat, wenn sie die Ortsmarke über Juttas Texte setzen sollten: „Wo ist Jutta grad noch mal?“

Private Gründe führten sie schließlich nach Berlin zurück, zum frisch gegründeten Ressort taz.eins. Hier unterhält sie ihre Kolleg*innen mit Anekdoten aus China oder Nordkorea. Doch die wirklichen Heldinnengeschichten, die behält sie für sich. Wie sie im Hubschrauber über einem kambodschanischen Minenfeld abgeschossen wurde oder wie sie die Friedensnobelpreisträgerin Aung Saan Su Kyi in Burma interviewte und die Militärjunta verhindern wollte, dass das Manuskript außer Landes geschafft wurde.

Aber Jutta ließ sich nicht aufhalten. Man würde das alles kaum vermuten, so wenig Aufhebens macht sie von ihrer Person. Aber man täusche sich nicht über ihre Sanftmut.

Jutta Lietsch ist das Gewissen, die Frau mit „klarem huma­nitärem Kompass“

Jutta Lietsch, so sagen Kolleg*innen, ist das Gewissen, die Frau mit „klarem humanitärem Kompass“, die manch vorschneller Pointe ihrer Seite-1-Kollegen ethische Erwägungen entgegenstellt. Obendrein ist immer wieder für eine Überraschung gut: So stammt etwa die legendäre taz-Schlagzeile vom 9. Mai 2012 zur Dauerbaustelle BER von ihr: „Berlin kriegt keinen hoch“. Das ist der smarte Humor, der bei Jutta Lietsch öfter ins Schwarze trifft. Sunny Riedel, Sven Hansen

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