: „Nur die Bilanz im Kopf“
KASSEn Sozialverband prangert im Schwarzbuch an, dass Arbeitslose und Kranke Nachteile haben
Bei der Vorstellung seines „Schwarzbuchs Sozial“ hat die niedersächsische Sektion des Sozialverbands Deutschland (SoVD) scharfe Kritik an der Arbeit der Sozialversicherungen geübt. „Vor allem Kranken- und Pflegekassen haben oft ihre eigene Bilanz im Kopf, nicht aber die Interessen der Menschen“, sagte Verbandssprecher Matthias Büschking am Mittwoch in Hannover.
In dem Schwarzbuch präsentiert der Verband mehr als 20 Beispiele, die zeigen sollen, wie Kranke, Behinderte und Rentner von den Versicherungen benachteiligt und bürokratisch gegängelt werden. Vorgestellt wird etwa der Fall eines im Sterben liegenden Krebskranken, der von seiner Krankenkasse aufgefordert wurde, gefälligst eine medizinische Rehabilitation zu beantragen – schließlich werde dadurch „die erhebliche Gefährdung oder Minderung“ seiner Erwerbsfähigkeit beseitigt.
„So langsam müssten sie gesund sein“: Mit dieser Begründung sei einem anderen Versicherten das Krankengeld nach einer Bauchoperation gestrichen worden. Deutlich werde dadurch die Überforderung vieler Medizinischer Dienste der Krankenkassen, sagte der Landesvize des Sozialverbands, Bernhard Sackarendt. Nötig seien „deutliche personelle Aufstockungen“, um eine unnötige Belastung Schwerkranker und ihrer Angehöriger zu vermeiden.
Nachbesserungen forderte der Sozialverband, der allein in Niedersachsen mehr als 275.000 Mitglieder vertritt, außerdem am Hartz-IV-System. Eine Anpassung des Warenkorbs an den tatsächlichen täglichen Bedarf sei zur Vermeidung nicht nur von Kinderarmut längst überfällig. wyp
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen